Israel sieht sich öffentlichem Unmut ausgesetzt, nachdem sechs Geiseln aus Gaza tot aufgefunden wurden

Israel sieht sich öffentlichem Unmut ausgesetzt, nachdem sechs Geiseln aus Gaza tot aufgefunden wurden

Am 1. September 2024 gab das israelische Militär die Entdeckung von sechs Geiseln bekannt, die von Hamas-Milizionären getötet wurden. Die Leichen, die in einem Tunnel im Süden des Gazastreifens gefunden wurden, wurden als Hersh Goldberg-Polin, Ori Danino, Eden Yerushalmi, Almog Sarusi, Alexander Lobanov und Carmel Gat identifiziert. Fünf von ihnen waren bei den Hamas-Angriffen auf Israel am 7. Oktober entführt worden, während Gat aus einer landwirtschaftlichen Gemeinde verschleppt worden war. Militärbeamte vermuteten, dass die Geiseln kurz vor der Bergung brutal ermordet worden waren.

Diese Enthüllung löste weltweit Empörung aus, unter anderem bei US-Präsident Joe Biden, der insbesondere über den Tod von Goldberg-Polin, einem israelisch-amerikanischen Staatsbürger, der bei einem Musikfestival im Süden Israels entführt worden war, seine Entrüstung zum Ausdruck brachte. Biden versprach, dass Hamas-Führer „für diese Verbrechen zahlen werden“ und bekräftigte das amerikanische Engagement zur Befreiung der verbleibenden Geiseln. Ähnlich verurteilte auch Vizepräsidentin Kamala Harris die Todesfälle und betonte, dass die USA in ihrer Mission, die noch gefangenen Personen zu befreien, nicht nachgeben würden.

Auch international herrschte Bestürzung, und EU-Vertreter schlossen sich den USA in der Verurteilung der Hamas an. Josep Borrell, der oberste Diplomat der EU, bezeichnete die Tötungen als „entsetzlich“. Auch die Vereinten Nationen forderten dringende Maßnahmen zur Bewältigung der humanitären Krise im Gazastreifen, insbesondere angesichts der Todesopfer sowohl unter israelischen Geiseln als auch palästinensischen Zivilisten.

In Israel wuchs jedoch die Wut nicht nur auf die Hamas, sondern auch auf die Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu. Die Familien der Geiseln forderten sofortiges Handeln und drängten auf ein Abkommen zur Freilassung der noch Gefangenen. Diese Forderungen wurden von israelischen Politikern wie Oppositionsführer Yair Lapid unterstützt, der die Regierung von Netanjahu kritisierte, weil sie es versäumt habe, rechtzeitig Maßnahmen zur Rettung der Geiseln zu ergreifen. Lapids Aussage, die Regierung würde militärische Aktionen über Verhandlungen stellen, hob eine wachsende Kluft in der israelischen Gesellschaft hinsichtlich des Umgangs der Regierung mit der Geiselnahme hervor.

In ganz Israel brachen Proteste aus, bei denen die Bürger von der Regierung ein proaktiveres Vorgehen zur Befreiung der Geiseln forderten. Gewerkschaften, darunter Histadrut, die einen großen Teil der israelischen Arbeiter repräsentiert, riefen zu einem landesweiten Streik auf, um den Druck auf die Regierung weiter zu erhöhen. Der Streik war darauf ausgelegt, die Wirtschaft des Landes zu stören, um Netanjahu zu signalisieren, dass die Nation zutiefst unzufrieden mit seiner Führung in dieser Krise war.

Diese zunehmende Wut rührt von der Überzeugung her, dass einige Geiseln, die noch am Leben waren, hätten gerettet werden können, wenn frühere Verhandlungen geführt worden wären. Lapids harte Kritik, dass die Regierung unter Netanjahu Geiseln habe sterben lassen, indem sie sich weigerte, für ihre Freilassung zu verhandeln, traf einen Nerv in der Öffentlichkeit. Viele sind der Meinung, dass die Zurückhaltung der Regierung, mit der Hamas zu verhandeln, was möglicherweise zu einem Austausch hätte führen können, zum Tod unschuldiger Zivilisten beigetragen hat.

Die Lage im Gazastreifen hat sich mit israelischen Luftangriffen und Militäroperationen zur Zerschlagung der Hamas, die seit 2007 die Macht im Gazastreifen innehat, weiter verschärft. Bisher sind über 40.000 Palästinenser im Konflikt ums Leben gekommen, und die Zahl der Opfer steigt weiter, während die Militäroperationen andauern. Die israelische Regierung hält an ihrer Aussage fest, dass ihre Maßnahmen notwendig seien, um die verbleibenden Geiseln zu befreien und die Hamas zu eliminieren, die von Israel und vielen internationalen Organisationen, darunter die EU und die USA, als terroristische Organisation eingestuft wird.

Da beide Seiten immense Verluste erleiden, werden die Forderungen nach Verhandlungen immer lauter. Die Lage bleibt prekär, da sowohl Israelis als auch Palästinenser in einem Zyklus der Gewalt und Vergeltung gefangen sind, der viele glauben lässt, dass Diplomatie der einzige gangbare Weg nach vorne ist. Dennoch bleibt die israelische Regierung unter Netanjahu auf militärische Ziele fokussiert, während Oppositionsfiguren darauf bestehen, dass die Sicherung eines Waffenstillstandsabkommens und die Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln Vorrang haben müssen.

Die Bergung der sechs Geiselleichen hat zwar tragischerweise die globale Aufmerksamkeit auf die anhaltende Geiselkrise gelenkt, aber ob dies zu einer Änderung der israelischen Politik führt, bleibt abzuwarten. Der zunehmende Druck seitens der Familien, der Bürger und Politiker könnte jedoch einen Wendepunkt im Konflikt bedeuten.