Sahra Wagenknechts neu gegründete Partei, das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), bringt frische politische Dynamik nach Deutschland. Das BSW, entschieden antimilitärisch, beschreibt in seinem Manifest Krieg als Ursache für Angst und Instabilität und setzt sich für die Integration Russlands in ein europäisches Sicherheitskonzept ein. Wagenknecht, eine polarisierende Figur, kritisiert die NATO und die USA und behauptet, dass deren Handlungen teilweise die globalen Spannungen anheizen, insbesondere im Hinblick auf die russische Invasion in der Ukraine. Laut BSW habe die Beteiligung der NATO an Kriegen in den letzten Jahrzehnten die internationale Stabilität geschwächt, wodurch der Westen mitverantwortlich für die Ukraine-Krise sei.
Das populistische Programm des BSW verbindet wirtschaftspolitische Positionen der Linken mit konservativen Ansichten zur Einwanderung und einer russlandfreundlichen Außenpolitik. Dies spricht besonders in den östlichen Bundesländern an, wo historische Verbindungen zu Russland fortbestehen. Bei den jüngsten Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen schnitt das BSW stark ab und erreichte jeweils 16 % und 12 % der Stimmen. Für viele in der ehemaligen DDR tragen die Erinnerungen an den sowjetischen Einfluss zu einer vorsichtigen Sicht auf westliche Militäreinsätze bei. Diese kulturelle Prägung stärkt den Rückhalt des BSW, da seine diplomatischen Forderungen gegenüber Russland bei den Wählern Anklang finden, die eskalierte Konflikte ablehnen.
In der deutschen politischen Landschaft ist das BSW nicht allein in seiner kritischen Haltung zur Ukraine. Die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) lehnt ebenfalls Militärhilfe für die Ukraine ab. Während das BSW sich auf linke Wirtschaftspolitik konzentriert, legt die AfD den Schwerpunkt auf nationalistische Anliegen. Beide Parteien teilen die Skepsis gegenüber der Unterstützung der Bundesregierung für die Ukraine und nutzen die wachsende Kluft zwischen den östlichen und westlichen deutschen Perspektiven zu diesem Thema. Der Osten, der sowjetische Herrschaft erlebte, betrachtet westliche militärische Eingriffe mit besonderer Vorsicht. Diese regionale Spaltung hat beiden Parteien politischen Auftrieb gegeben, wobei die AfD erhebliche Erfolge in Sachsen und Thüringen erzielt hat.
Wagenknechts Rhetorik fordert, dass Deutschland sich von seiner Ausrichtung an der NATO abwendet und einen autonomeren Kurs einschlägt, der die Abhängigkeit von den USA verringert. Diese antiglobalistische Haltung deckt sich mit der Vision der AfD, insbesondere mit Figuren wie Björn Höcke, der Russland als Verteidiger der Souveränität gegen den sogenannten „hegemonialen Einfluss“ des Westens darstellt. Allerdings deutet die Antikriegshaltung von BSW und AfD nicht auf eine Bewunderung für Russlands politisches Modell hin. Experten wie der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk argumentieren, dass beide Parteien Putins Russland als mächtigen Staat sehen, der moderne liberale Werte ablehnt. Diese Attraktivität ist insbesondere in Ostdeutschland stark, wo die Geschwindigkeit der jüngsten sozialen Veränderungen eine Sehnsucht nach klarer, autoritärer Führung geweckt hat.
Ein zugrunde liegender Faktor für die Anziehungskraft von BSW und AfD ist das schwindende Vertrauen in die aktuelle Bundesregierung. Die Koalitionsregierung unter Führung der Sozialdemokraten hat es insbesondere in den östlichen Regionen schwer, breite Unterstützung zu finden. Die politische Ernüchterung ist gewachsen, da die Deutschen zunehmend Besorgnis über steigende Inflation, Migrationspolitik und nationale Sicherheit äußern. Sowohl das BSW als auch die AfD nutzen dieses Gefühl und positionieren sich als Alternativen zu einer Regierung, von der sich viele im Osten entfremdet fühlen.
Obwohl Landtagswahlen traditionell nur begrenzten Einfluss auf die nationale Politik haben, deuten die jüngsten Ergebnisse auf eine mögliche Verschiebung der öffentlichen Meinung in Deutschland in Bezug auf Auslandseinsätze, insbesondere in der Ukraine, hin. Während die Außenpolitik weitgehend in der Zuständigkeit der Zentralregierung liegt, könnte der öffentliche Druck durch diese Wahlergebnisse künftige politische Entscheidungen beeinflussen. Wagenknecht und Höcke haben beide angedeutet, dass Deutschland seine außenpolitischen Allianzen neu ausrichten könnte, wobei Höcke berühmterweise erklärte, dass sein erster offizieller Besuch nach Moskau und nicht nach Washington gehen würde, sollte er Kanzler werden.
Der Aufstieg von BSW und AfD hebt eine komplexe und sich entwickelnde politische Landschaft in Deutschland hervor. Ihr Erfolg spiegelt die Unzufriedenheit eines erheblichen Teils der Bevölkerung mit den aktuellen Politiken wider, insbesondere in Bezug auf außenpolitische Beziehungen und Militärhilfe. Wenn diese Parteien weiter an Einfluss gewinnen, könnten sie die Regierung unter Druck setzen, Deutschlands Rolle in globalen Allianzen zu überdenken. Die einzigartige historische Prägung der östlichen Bundesländer, gekoppelt mit einer wachsenden Skepsis gegenüber dem Westen, unterstreicht die Anziehungskraft der Plattformen dieser Parteien. Sollte dieser Trend anhalten, könnte das politische Gefüge Deutschlands tiefgreifende Veränderungen erfahren, mit weitreichenden Folgen für seine Position auf der globalen Bühne.