Wer ist Friedrich Merz, Deutschlands voraussichtlich nächster Kanzler

Wer ist Friedrich Merz, Deutschlands voraussichtlich nächster Kanzler?

Friedrich Merz, Vorsitzender der konservativen CDU, wird voraussichtlich Anfang Mai zum nächsten Bundeskanzler Deutschlands gewählt. Mit 69 Jahren wäre er der älteste Kanzler seit Konrad Adenauer, der 1949 im Alter von 73 Jahren das Amt übernahm.

Seine CDU/CSU gewann die Bundestagswahl im Februar mit 28,5 % und bildet nun eine Koalition mit der SPD. Merz hat sich vorgenommen, die angeschlagene deutsche Wirtschaft zu stärken, insbesondere angesichts des eskalierenden Handelskonflikts mit US-Präsident Donald Trump.

Doch seine Beliebtheitswerte sind gesunken. Direkt nach der Wahl ermöglichte Merz mit Unterstützung des scheidenden Bundestags neue Schulden in Höhe von fast einer Billion Euro – ein Bruch mit den bisherigen Schuldenregeln. Innerhalb der CDU und von der AfD wurde er dafür scharf kritisiert, da er angeblich zentrale Wahlversprechen aufgegeben und sich der SPD gebeugt habe. In aktuellen Umfragen liegen CDU/CSU und AfD beide bei 24 %.

Ein risikofreudiger Kontrast zu Merkel


Im Gegensatz zu Angela Merkel, die als besonnene Strategin galt, tritt Merz deutlich risikobereiter auf. Kurz vor der Wahl sorgte er für einen Skandal, als er versuchte, ein strenges Einwanderungsgesetz mit Unterstützung der AfD durchzusetzen – ein Tabubruch in der deutschen Nachkriegspolitik. Für Merz war dies offenbar ein kalkulierter Versuch, der AfD den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Sein Verhältnis zu Merkel


Lange galt Merz als politischer Gegenspieler Merkels. Während sie aufstieg, zog er sich aus der Politik zurück. Der Jurist aus dem Sauerland wurde 1989 ins Europaparlament gewählt, wechselte 1994 in den Bundestag und galt als wortgewandter Redner mit Einfluss.

Ab 2009 widmete sich Merz seiner Karriere in der Privatwirtschaft, unter anderem als Chef des Aufsichtsrats von BlackRock Deutschland (2016–2020), dem größten Vermögensverwalter der Welt.

Nach Merkels Rückzug kehrte Merz zurück und wurde 2022 im dritten Anlauf CDU-Vorsitzender. Er steht für den wirtschaftsliberalen und gesellschaftlich konservativen Flügel der Partei.

Kontroversen und Haltung


Merz sorgte immer wieder für Aufsehen: In den 1990er-Jahren stimmte er gegen die Liberalisierung des Abtreibungsrechts, gegen die Präimplantationsdiagnostik – und gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe.

Er setzt sich seit jeher für Atomkraft, Bürokratieabbau und eine klare nationale Leitkultur ein. Bereits vor über 20 Jahren kritisierte er die deutsche Migrationspolitik und sprach von „Problemen mit Ausländern“.

Auch wenn sich seine Positionen wenig geändert haben, steht Merz heute für ein konservativeres CDU-Profil. Die SPD kritisierte ihn scharf: Parteichef Lars Klingbeil warf ihm vor, das demokratische Zentrum zu spalten. Generalsekretär Matthias Miersch sagte, Merz klinge „wie ein Mini-Trump“.