Südostasien setzt auf deutsche Rüstungsindustrie

Südostasien setzt auf deutsche Rüstungsindustrie

In einem sich wandelnden geopolitischen Umfeld suchen immer mehr südostasiatische Länder nach neuen Verteidigungspartnern abseits der traditionellen Allianzen mit den USA und Russland. Deutschland wird dabei zunehmend als ein attraktiver Akteur wahrgenommen. Im Mai 2025 unterzeichneten die Philippinen und Deutschland in Berlin eine Vereinbarung zur Intensivierung der militärischen Zusammenarbeit. Unterzeichnet wurde das Abkommen vom philippinischen Verteidigungsminister Gilberto Teodoro und seinem deutschen Amtskollegen Boris Pistorius.

Das neue Kooperationsabkommen umfasst Bereiche wie Cyberabwehr, Rüstungskooperation, Logistik sowie friedenserhaltende Missionen. Es ist Teil einer umfassenderen sicherheitspolitischen Strategie Manilas, das in den letzten zwölf Monaten mehrere ähnliche Verteidigungsabkommen mit Partnern wie Neuseeland, Kanada und Japan abgeschlossen hat. Derzeit laufen zudem Gespräche mit Frankreich über ein sogenanntes „Visiting Forces Agreement“, das die Stationierung französischer Truppen auf philippinischem Boden ermöglichen würde – ähnlich wie bei den USA.

Ein wesentlicher Treiber für diese sicherheitspolitische Neuausrichtung ist die zunehmend aggressive Haltung Chinas im Südchinesischen Meer. Mehrere südostasiatische Staaten, darunter auch die Philippinen, werfen chinesischen Schiffen vor, sie in umstrittenen Gewässern aktiv zu bedrängen. Gleichzeitig wächst das Misstrauen gegenüber der Verlässlichkeit amerikanischer Sicherheitszusagen, insbesondere seit der Trump-Regierung.

Deutschland unterstreicht sein sicherheitspolitisches Engagement im Indo-Pazifik: 2024 entsandte die Bundesrepublik zwei Kriegsschiffe in die Region, um die Prinzipien der freien Schifffahrt zu untermauern. Zudem wurde Deutschland – gemeinsam mit der Türkei – als Beobachterstaat zum ASEAN-Verteidigungsministertreffen (ADMM) zugelassen, dem zentralen Verteidigungsforum der Region.

Auch wirtschaftlich intensiviert Deutschland seine Rüstungsbeziehungen zu Südostasien. Im Jahr 2024 lieferte Berlin unter anderem vier leichte EC-145-Hubschrauber sowie Schiffsmotoren nach Indonesien und verkaufte IRIS-T-Luft-Luft-Raketen an Thailand. Waffenexporte im Wert von 1,2 Milliarden Euro wurden allein nach Singapur genehmigt. Besonders aktiv ist dabei der deutsche Schiffbauer ThyssenKrupp Marine Systems, der kürzlich einen neuen U-Boot-Vertrag mit Singapur unterzeichnete.

Die Philippinen selbst treiben eine umfassende militärische Modernisierung voran. Ein im vergangenen Jahr beschlossenes 35-Milliarden-Dollar-Programm umfasst unter anderem den Kauf von U-Booten – ein Novum für das Land. Gebote wurden bereits von südkoreanischen, französischen, spanischen und deutsch-italienischen Firmen eingereicht.

Auch Vietnam und Indonesien zeigen verstärkt Interesse an europäischen Waffensystemen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wird im Mai 2025 mehrere Länder der Region bereisen, darunter Vietnam, Indonesien und Singapur. In Indonesien trainieren Soldaten bereits auf neuen Fregatten aus Italien.

Laut Experten setzen viele südostasiatische Staaten zunehmend auf eine Strategie der „Multi-Ausrichtung“, um flexibel auf die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China zu reagieren. Europäische Staaten wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien werden dabei als alternative Partner geschätzt. Dennoch gibt es Herausforderungen: Die deutsche Rüstungsindustrie kämpft mit Kapazitätsengpässen, da der Krieg in der Ukraine und Europas eigene Sicherheitsbedürfnisse Vorrang haben. Experten bezweifeln daher, dass Deutschland kurzfristig ein dominanter Akteur in Südostasien wird – mit Ausnahme einzelner Nischenbereiche wie Kleinwaffen.