Im September werden in drei ostdeutschen Bundesländern – Sachsen, Thüringen und Brandenburg – entscheidende Wahlen stattfinden. Hier ist der Krieg in der Ukraine zu einer zentralen Frage geworden, wobei sowohl linksradikale als auch rechtsradikale Parteien, insbesondere die AfD (Alternative für Deutschland) und die Sahra Wagenknecht Allianz (BSW), Verhandlungen mit Russland und ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine fordern. Diese Forderungen haben sich verstärkt, da Deutschland mit seiner Rolle im Ukraine-Konflikt und den zukünftigen Beziehungen zu Russland ringt. Diese Wahl wird testen, wie tief diese Stimmungen die nationale Politik beeinflussen könnten, besonders da die AfD und BSW an Popularität gewinnen.
In vielen ostdeutschen Städten hallen friedensbezogene Slogans und nationalistische Stimmungen bei älteren Bürgern wider. Auch wenn diese Friedensaufrufe einfach erscheinen, offenbaren die Proteste auch unterströmende antidemokratische Ansichten, die Widerstand gegen Staatsausgaben für grüne Energie, Migration und eine pro-ukrainische Haltung widerspiegeln. Die wachsende Popularität der AfD ist bemerkenswert, da sie die traditionell einheitliche Außenpolitik Deutschlands herausfordert. Umfragen deuten darauf hin, dass die AfD in Sachsen die lange regierende CDU (Christlich Demokratische Union) überholt hat, was eine Verschiebung signalisiert, die potenziellen Einfluss auf zukünftige Bundespolitiken haben könnte, wenn andere Parteien auf diesen Trend reagieren.
Der politische Analyst Dr. Carsten Koschmieder argumentiert, dass, obwohl die Landesregierungen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg keine direkte Autorität über die Außenpolitik haben, ihr Einfluss dennoch in nationale Diskussionen einsickern könnte. Zum Beispiel, wenn die Landtagswahlen eine starke öffentliche Ablehnung der Unterstützung für die Ukraine hervorheben, könnten CDU-Führer ihre Politik anpassen, um Unterstützung zu behalten, insbesondere da die AfD in der Region etwa 30% der prognostizierten Stimmen auf sich vereinigen könnte. Führer wie Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, ein CDU-Mitglied, haben angedeutet, dass sie sich mit Russland versöhnen könnten – eine Haltung, die populäre Stimmungen in diesen Regionen widerspiegelt und den möglichen Wandel in den Politiken der etablierten Parteien verdeutlicht.
Das Aufkommen der BSW als neuer politischer Akteur verstärkt diesen Druck. Die BSW, die sich von der linken Die Linke abgespalten hat, fordert unter der Führung von Sahra Wagenknecht einen konservativeren Ansatz in der Außenpolitik, der eng mit den Zielen der AfD übereinstimmt, einschließlich Friedensverhandlungen und der Ablehnung von Waffenlieferungen an die Ukraine. Während die BSW und die AfD keine praktischen Lösungen angeboten haben, kommt ihre Haltung der Erschöpfung der Bevölkerung über den anhaltenden Konflikt entgegen. Diese Konvergenz von links- und rechtsextremen Interessen könnte zu einer noch bedeutenderen Kraft werden, besonders wenn die Wähler in diesen ostdeutschen Bundesländern weiterhin diese Anliegen priorisieren.
Der Wahlerfolg von Parteien wie der AfD und der BSW würde die regierende Koalition dazu zwingen, dies zur Kenntnis zu nehmen, insbesondere mit den bevorstehenden Bundestagswahlen 2025. Sollten diese Parteien bei den Landtagswahlen hohe Werte erzielen, könnten andere Parteien ihre Außenpolitik überdenken, um Stimmenverluste zu vermeiden. Koschmieder schlägt vor, dass die etablierten Parteien ihre Unterstützung für EU-Initiativen oder ihre Haltung zur Ukraine überdenken könnten, um regionale Stimmungen widerzuspiegeln. Solche Verschiebungen könnten die sorgfältig ausgehandelte Außenpolitik Deutschlands stören und Auswirkungen auf seine Glaubwürdigkeit und Verpflichtungen innerhalb der Europäischen Union und der NATO haben.
Was Koalitionen betrifft, so bleibt es unwahrscheinlich, dass die AfD oder die BSW die absolute Kontrolle erlangen werden. Sollten diese Parteien jedoch erheblichen Einfluss gewinnen, könnten sie Bedingungen für Koalitionsvereinbarungen stellen, etwa in Form von Forderungen nach Kürzungen der Hilfe für die Ukraine oder der Förderung von Initiativen auf Landesebene, die die nationale Politik indirekt beeinflussen. Koschmieder stellt fest, dass die Struktur des Bundesrats den Einfluss auf die Außenpolitik auf Landesebene begrenzt, er aber als Signal für regionale Unzufriedenheit dienen kann, das die Bundesregierung unter Druck setzt, ihren Kurs anzupassen, um die Wählerunterstützung zu bewahren.
Die Idee einer BSW-AfD-Koalition bleibt spekulativ, würde jedoch erhebliche Herausforderungen mit sich bringen. Die CDU und andere demokratische Parteien haben in der Vergangenheit Koalitionen mit der AfD auf Landes- und Bundesebene ausgeschlossen. Doch da die AfD ihre Wählerschaft festigt, könnten regionale Koalitionen mit der AfD oder der BSW als Hebel genutzt werden, um ihre Politik durchzusetzen. BSW-Chefin Wagenknecht hat angedeutet, dass sie in Koalitionsgesprächen möglicherweise Zugeständnisse fordern wird, sogar symbolische Bundesratsresolutionen gegen Waffenlieferungen an die Ukraine zu drängen. Auch wenn solche Schritte größtenteils symbolisch sind, könnten sie die einheitliche Antwort Deutschlands auf den Ukraine-Konflikt stören.
Das potenzielle Auswirkungen der AfD erstrecken sich über die Außenpolitik hinaus; sie könnte den deutschen Übergang zu grüner Energie in Regionen, die vom Kohleabbau abhängig sind, bremsen, insbesondere wenn die Partei in diesen Wahlen gut abschneidet. AfD-Führer haben ihre Skepsis gegenüber dem Kohleausstieg geäußert und ihn als Bedrohung für Arbeitsplätze und wirtschaftliche Stabilität in Ostdeutschland betrachtet. Eine pro-Kohle-Haltung in diesen Bundesländern könnte Wellen in ganz Europa schlagen und die Beiträge Deutschlands zu den EU-Klimazielen verlangsamen, was sich möglicherweise auf Europas Energieversorgung auswirken würde.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Aufstieg anti-establishment Parteien in Ostdeutschland auf eine zunehmende Unzufriedenheit der Öffentlichkeit mit der Außenpolitik Deutschlands hinweist, insbesondere im Hinblick auf die Ukraine. Auch wenn Landtagswahlen die Außenpolitik nicht direkt ändern, könnte der Wahlerfolg von Parteien, die sich gegen militärische Hilfe für die Ukraine aussprechen, die etablierten Parteien unter Druck setzen, ihre Positionen zu überdenken. Dieser Trend wirft auch breitere Fragen hinsichtlich Deutschlands Rolle in Europa, der Nachhaltigkeit seiner grünen Energieambitionen und seines Engagements für demokratische Werte auf. Das Ergebnis dieser Wahlen wird einen ersten Einblick geben, ob sich Deutschlands Außenpolitik ändern könnte, um die Rolle in internationalen Allianzen mit den Forderungen eines zunehmend lauten Teils der Bevölkerung in Einklang zu bringen.
Mit Blick auf die Bundestagswahlen 2025 könnten die Einflüsse dieser ostdeutschen Bundesländer und ihre sich wandelnden politischen Allianzen einen Wendepunkt in der deutschen Außenpolitik markieren, mit Auswirkungen auf die europäische Stabilität und Deutschlands nationale Identität.