Migrationsstreit Griechenland vs. Deutschland im Tauziehen der EU

Migrationsstreit Griechenland vs. Deutschland im Tauziehen der EU

Der anhaltende Tauziehen zwischen Athen und Berlin in Bezug auf Migration ist zu einem der drängendsten Themen in der Innenpolitik der Europäischen Union geworden. Griechenland, das aufgrund seiner geografischen Lage an der südlichen Grenze der EU unter zunehmendem Druck steht, hat eine klare Haltung gegenüber der jüngsten Entscheidung Deutschlands eingenommen, die Kontrollen an seinen westlichen Landgrenzen zu verschärfen. Diese Entscheidung Berlins, die einen protektionistischeren Ansatz für Migration signalisiert, hat das Verhältnis zwischen den beiden Ländern weiter belastet, die beide zentrale Akteure in der EU-Politik sind.

Griechenland unter Premierminister Kyriakos Mitsotakis ist seit langem ein Befürworter einer gemeinsamen europäischen Antwort auf die Migrationskrise. Die griechische Regierung besteht darauf, dass die Last der Migrationsbewältigung gerecht auf alle Mitgliedstaaten der Union verteilt werden sollte und nicht nur auf die Frontstaaten wie Griechenland, Italien und Spanien konzentriert werden darf. Diese Forderung nach einer gerechten Lastenverteilung entspricht der breiteren Position vieler südeuropäischer Länder, die den Großteil der Migrationsströme über das Mittelmeer und andere Routen aufnehmen.

Die Entscheidung Berlins, die Grenzkontrollen zu verschärfen, ist nicht nur eine technische Verschiebung der Politik; sie ist ein politisches Manöver, das mit innerstaatlichen Sorgen verbunden ist. Der Schritt wird weithin als Antwort auf die Wahlschancen der Sozialdemokraten (SPD) von Kanzler Olaf Scholz interpretiert, insbesondere nach dem schlechten Abschneiden der Partei bei den Regionalwahlen in Thüringen und Sachsen. Da die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) an Boden gewinnt, hat Scholz versucht, härtere Maßnahmen zu ergreifen, um einen wachsenden Teil des Wählerspektrums zu besänftigen, der sich durch Migration bedroht fühlt. Diese politische Kalkulation wird voraussichtlich die Haltung Deutschlands zur Migration bis zu den Parlamentswahlen 2025 prägen, da Migration ein zentrales Thema für die Wählerschaft bleibt.

Die Reaktion der griechischen Regierung auf Berlins Verschärfung der Grenzkontrollen war eine der Ablehnung. Athen ist entschlossen, für einen Migrationspakt zu kämpfen, der sicherstellt, dass alle EU-Staaten Verantwortung für die Verwaltung der Migrationsströme übernehmen. Griechenland hat wiederholt betont, dass die südlichen Staaten nicht erwartet werden können, den Großteil der Last zu tragen, während andere Länder relativ unberührt von der Krise bleiben. Diese Haltung hat Griechenland dazu veranlasst, Allianzen mit anderen EU-Staaten zu suchen, insbesondere mit Österreich und Polen, die ähnliche Bedenken hinsichtlich der Migrationssituation und der Handhabung durch die EU haben. Italien, ein weiteres südeuropäisches EU-Mitglied, teilt die Frustrationen Griechenlands, und es gibt eine wachsende Koalition von Ländern, die für einen ausgewogeneren Ansatz zur Migrationsbewältigung innerhalb der Union plädieren.

In diesem Zusammenhang waren Mitsotakis’ Aussagen in Wien Anfang dieses Monats nicht nur an Berlin gerichtet, sondern auch an jene EU-Länder, die nationale Politiken in Erwägung ziehen, die die Einheit der EU untergraben könnten. Der griechische Premierminister machte deutlich, dass solche Maßnahmen die Kohäsion des europäischen Projekts bedrohen und warnte, dass die Migrationspolitik nicht von nationalen Eigeninteressen, sondern von kollektiven EU-Zielen geprägt werden sollte. Diese Botschaft, obwohl an Berlin gerichtet, dient auch als Erinnerung an andere EU-Staaten, die mit den politischen Folgen der Migration zu kämpfen haben.

Die Spannungen zwischen Athen und Berlin in Bezug auf die Rückführung von Flüchtlingen verkomplizieren die Situation weiter. Deutschland hat auf die Rückführung von Migranten gedrängt, die nach dem Erhalt legaler Dokumente in Griechenland in das Land eingereist sind, eine Forderung, die Athen vehement abgelehnt hat. Dieses Thema, das seit Jahren ein Streitpunkt ist, unterstreicht die breiteren Herausforderungen der Migrationsbewältigung innerhalb der EU. Griechenland argumentiert, dass die Verantwortung für Migranten nicht auf Länder wie Griechenland abgewälzt werden darf, die bereits eine erhebliche Last tragen, und dass die EU einen kollaborativeren und gerechteren Ansatz zur Neuansiedlung von Migranten in ihren Mitgliedstaaten verfolgen sollte.

Der Streit über Migration ist kein isoliertes Thema; er ist Teil eines breiteren Musters von Meinungsverschiedenheiten zwischen den EU-Mitgliedstaaten über die Migrationspolitik der Union. Spannungen sind immer wieder aufgeflammt, wobei Länder wie Ungarn und Polen harte Positionen zur Migration vertreten, während andere, wie Schweden und die Niederlande, für offenere Politiken plädieren. Die Migrationskrise hat tiefe Gräben innerhalb der EU offenbart, wie man humanitäre Verpflichtungen mit nationalen Sicherheitsbedenken und innerstaatlichem politischen Druck in Einklang bringen kann.

Letztlich ist das Tauziehen zwischen Athen und Berlin in Bezug auf Migration ein Mikrokosmos der größeren Kämpfe innerhalb der EU darüber, wie Migration zu handhaben ist. Es geht nicht nur um die Verwaltung des Personenflusses, sondern auch um die Zukunft der europäischen Integration. Da Migration weiterhin ein Zankapfel für politische Debatten innerhalb der EU bleibt, stellt sich die Frage, ob es der Union gelingt, eine kohärente, vereinheitlichte Strategie zu entwickeln oder ob nationale Interessen die Kohäsion der EU weiterhin untergraben werden.