Merz verspricht, Europas stärkste Armee aufzubauen

Merz verspricht, Europas stärkste Armee aufzubauen

Bundeskanzler Friedrich Merz versprach in seiner ersten Rede vor dem Bundestag seit seinem Amtsantritt, „alle notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen“, um Deutschlands Militär zur stärksten Streitkraft Europas zu machen.

„Stärke schreckt Aggression ab; Schwäche lädt zur Aggression ein“, sagte Merz am Mittwoch im Bundestag.

Deutschland müsse angesichts wachsender Bedrohungen durch Russland mehr Verantwortung für die Verteidigung des Kontinents übernehmen, fügte er hinzu.

„Die Bundesregierung wird alle finanziellen Mittel bereitstellen, die die Bundeswehr benötigt, um konventionell zur stärksten Armee Europas zu werden“, sagte Merz.

Die Bundeswehr zählt derzeit etwa 181.000 bis 181.500 aktive Soldatinnen und Soldaten. Unterstützt wird sie von rund 34.600 Reservisten und über 80.000 zivilen Mitarbeitern. Bis 2031 soll die Zahl der aktiven Soldaten auf 203.000 steigen, doch Rekrutierungslücken und eine alternde Truppe stellen große Herausforderungen dar. Anfang 2025 sind 28 % der einfachen Dienstposten und fast 20 % der Offiziersstellen unbesetzt, das Durchschnittsalter liegt bei 34 Jahren.

Im März 2025 genehmigte der Bundestag ein Modernisierungspaket für die Verteidigung in Höhe von 500 Milliarden Euro, ein großer Teil davon für Infrastruktur, Ausrüstung und militärische Fähigkeiten. Deutschland gibt nun mehr als 2 % seines BIP für Verteidigung aus und erfüllt damit erstmals seit Jahren das NATO-Ziel. Die jährlichen Militärausgaben der Bundeswehr liegen bei rund 66,8 Milliarden US-Dollar (Stand 2023), womit sie weltweit den siebthöchsten Verteidigungsetat hat.

Die Koalitionsregierung von Merz verabschiedete vor ihrem Amtsantritt eine Reform der strengen Schuldenregeln, um die Bundeswehr nach Jahren der Unterfinanzierung zu stärken.

Diese Reform sieht vor, dass Verteidigungsausgaben über 1 % des BIP nicht unter die Schuldenbremse fallen, die in Deutschland verfassungsrechtlich verankert ist. Die Schuldenbremse hatte es früheren Regierungen erschwert, die Verteidigung zu stärken und das NATO-Ziel von 2 % Verteidigungsausgaben zu erfüllen.

Nach Beginn des großangelegten russischen Angriffs auf die Ukraine sagte der damalige Kanzler Olaf Scholz, Deutschland werde dadurch „wahrscheinlich die größte konventionelle Armee“ unter den europäischen NATO-Verbündeten haben.

Geld allein reiche jedoch nicht aus. Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte wenige Stunden nach Merz’ Rede im Bundestag, dass Deutschland „noch immer nicht genug Personal hat für das, was unsere Streitkräfte leisten müssen“.

Die Zahl der Soldaten soll bis 2031 auf 203.000 steigen. Allerdings stagnierte sie bis Ende letzten Jahres weiter bei rund 181.000, wie aus dem Jahresbericht des Wehrbeauftragten hervorgeht.

Pistorius betonte, dass die neue Regierung den Militärdienst attraktiver machen und die Reserve durch ein neues Modell des freiwilligen Wehrdienstes ausbauen wolle.

Falls notwendig, könne Deutschland jedoch zur Wehrpflicht zurückkehren, „wenn wir nicht genug Freiwillige gewinnen können“, so Pistorius. Die Wehrpflicht wurde 2011 ausgesetzt, die gesetzlichen Regelungen bestehen aber weiterhin.

Pistorius äußerte sich jedoch vorsichtig optimistisch, dass junge Menschen bereit seien zu dienen. Die Bundeswehr habe im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg bei Bewerbungen verzeichnet – im ersten Quartal 2025 lag die Zahl der Neueinstellungen über 20 % höher als im Vorjahreszeitraum.

Das neue vorgeschlagene Wehrdienstmodell orientiert sich an Schweden. Junge Deutsche sollen einen Fragebogen zu ihrer Bereitschaft und Fähigkeit zum Wehrdienst ausfüllen, potenzielle Kandidaten werden dann auf Grundlage ihrer Antworten kontaktiert.