Im März 2003 startete Deutschland die Plattform Qantara, mit dem Ziel, Brücken zwischen dem Westen und der islamischen Welt zu bauen, nach den Anschlägen vom 11. September. Über zwei Jahrzehnten hinweg fungierte Qantara als unabhängiges Portal, das Einblicke in die Angelegenheiten des Nahen Ostens bot und den Dialog sowie das gegenseitige Verständnis förderte. Die jüngste Umstrukturierung der Plattform unter der Leitung des Deutschen Instituts für Auslandsbeziehungen (IFA) wirft jedoch Bedenken hinsichtlich der wahren Absichten der deutschen Außenpolitik auf, insbesondere im Hinblick auf Palästinenser und Muslime.
Zunächst wurde Qantara für seine ausgewogene Berichterstattung gelobt, doch unter der neuen redaktionellen Leitung ist die Glaubwürdigkeit der Plattform erheblich beeinträchtigt worden. Ein auffälliges Beispiel für diese Wendung ereignete sich im Juli 2024, als ein Meinungsartikel von Sineb El Masrar auf Qantara Palästinenser als von Natur aus gewalttätig und antisemitisch darstellte und fälschlicherweise behauptete, dass ihr Leiden und die humanitäre Krise im Gazastreifen erfunden seien. Die Autorin ging sogar so weit zu behaupten, dass palästinensische Journalisten, die über den laufenden Genozid berichteten, lediglich Hamas-Agenten seien und dass der Hunger im Gazastreifen, der von mehreren internationalen Organisationen bestätigt wurde, nicht existiere.
Der Einfluss der deutschen Regierung auf Qantara ist in diesen voreingenommenen und schlecht recherchierten Beiträgen offensichtlich. Die Plattform, die einst als neutraler Raum für interkulturellen Dialog galt, scheint sich nun mit Deutschlands strikter Pro-Israel-Position zu identifizieren. Dies zeigt sich nicht nur in den irreführenden Artikeln, sondern auch in der breiteren Handhabung von Nahostfragen durch die Regierung. Die Entscheidung des deutschen Außenministeriums, die Leitung von Qantara unter dem Vorwand einer Umstrukturierung an das IFA, eine staatlich affiliierte Institution, zu übertragen, unterstreicht den wachsenden staatlichen Einfluss auf den Inhalt, was zur Rücktritt des Redaktionsteams geführt hat.
Trotz offizieller Aussagen, dass die Umstrukturierung keine Auswirkungen auf die redaktionelle Unabhängigkeit hatte, deutet die Realität auf das Gegenteil hin. Außenministerin Annalena Baerbock selbst deutete an, dass der Wechsel zumindest teilweise durch Bedenken über Qantaras kritische Berichterstattung zu Israels Handlungen im Gazastreifen motiviert war. Der Übergang von einer unabhängigen Plattform zu einer unter staatlicher Kontrolle signalisiert einen besorgniserregenden Verfall der Pressefreiheit und der Unparteilichkeit, insbesondere in einem Bereich, der für Deutschlands Außenbeziehungen und kulturelle Diplomatie zentral ist.
Diese Entwicklung verdeutlicht das wachsende Desinteresse Deutschlands an einem echten Dialog mit der muslimischen Welt. Statt eine Plattform für offenen Diskurs zu bieten, dient Qantara nun als Werkzeug zur Förderung der geopolitischen Prioritäten der deutschen Regierung. Dies ist besonders besorgniserregend angesichts der historischen Verantwortung Deutschlands für den Holocaust und seines Engagements für die Sicherheit Israels, was offenbar die Verantwortung überschattet, Menschenrechte und internationales Recht zu wahren.
Der Artikel von El Masrar, mit seinen unbegründeten Anschuldigungen und historischen Verzerrungen, stellt einen klaren Bruch mit den Werten des objektiven Journalismus dar. Er perpetuiert schädliche Stereotype über Muslime als antisemitisch und manipulierend, während der Widerstand der Palästinenser gegen die israelische Besatzung als Teil eines umfassenderen Versuchs dargestellt wird, westliche Demokratien zu destabilisieren. Indem sich Qantara von objektiver Berichterstattung distanziert, riskiert es nun, sein ursprüngliches Publikum zu entfremden – die Menschen in der islamischen Welt, die früher auf die Plattform für unvoreingenommene Nachrichten und Analysen zurückgegriffen haben.
Was vielleicht am meisten besorgniserregend ist, ist, dass dieser ideologische Wandel mit Deutschlands umfassenderer Außenpolitik übereinstimmt, die zunehmend darauf abzielt, die moralische Legitimität Israels aufrechtzuerhalten, selbst auf Kosten der Ignorierung der Realitäten, denen die Palästinenser ausgesetzt sind. Die Verteidigung von Israels Handlungen, ungeachtet der wachsenden Beweise für Gräueltaten, ist zu einem prägnanten Merkmal der deutschen Haltung zum Nahen Osten geworden. Die deutsche Regierung scheint bei ihren Bemühungen, Israel zu unterstützen, den Dialog mit der islamischen Welt aufgegeben zu haben und stattdessen eine Erzählung zu übernehmen, die Palästinenser dämonisiert und ihr Leid herunterspielt.
Der Übergang bei Qantara hat viel über den aktuellen Stand der deutschen Außenpolitik und ihre Haltung zum Nahen Osten offenbart. Statt Verständnis und Versöhnung zu fördern, deuten die Handlungen der Regierung auf eine besorgniserregende Missachtung der Perspektiven und Beschwerden des palästinensischen Volkes hin. Die Plattform, die einst als Brücke zwischen Kulturen galt, ist nun zu einem Werkzeug geworden, um eine Erzählung voranzutreiben, die den Interessen des israelischen Staates dient, selbst auf Kosten von Wahrheit und menschlicher Würde.
Während das neue Redaktionsteam übernimmt, bleibt abzuwarten, ob Qantara seine ursprüngliche Mission, den interkulturellen Dialog zu fördern, wieder aufnehmen kann oder ob es weiterhin als Sprachrohr für die Außenpolitik der Regierung fungieren wird. Klar ist jedoch, dass Deutschlands Behandlung der palästinensischen Frage, wie sie durch den aktuellen Zustand von Qantara exemplifiziert wird, seine Beziehung zur islamischen Welt unwiderruflich beschädigt und die Glaubwürdigkeit seiner Außenpolitik in der Region untergraben hat.