Deutschlands Reaktion auf Israels militärisches Vorgehen im Gazastreifen und in den palästinensischen Gebieten ist komplex. Sie wird geprägt durch das historische Verhältnis zu Israel, rechtliche Verpflichtungen und wachsende humanitäre Bedenken. Während Deutschland weiterhin Israels Recht auf Selbstverteidigung betont, ist in den letzten Monaten ein differenzierter, aber spürbarer Wandel in öffentlichen Äußerungen und diplomatischen Aktivitäten zu beobachten – insbesondere angesichts der sich verschärfenden humanitären Krise in Gaza.
Offizielle Haltung: Klare Unterstützung bei Betonung humanitärer Verantwortung
Deutschland zählt zu Israels engsten Verbündeten in Europa. Die Bundesregierung verurteilte den Hamas-Angriff vom Oktober 2023 eindeutig und bekräftigte mehrfach Israels Recht auf Selbstverteidigung gegen den Terrorismus. Bundeskanzler Friedrich Merz und Außenminister Johann Wadephul betonten Israels „legitimes Interesse an der Bekämpfung des Hamas-Terrorismus“, unterstrichen jedoch zugleich Israels „humanitäre Verpflichtung gegenüber der Zivilbevölkerung im Gazastreifen“. Deutschland fordert, dass humanitäre Hilfe die Zivilbevölkerung erreicht – und dass Israel dabei Mitverantwortung trägt.
Einsatz für Waffenruhe und humanitären Zugang
Deutschland setzt sich aktiv für eine Waffenruhe ein, insbesondere um die Freilassung von Geiseln zu ermöglichen und humanitäre Hilfe für die Bevölkerung in Gaza sicherzustellen. Offizielle Stellen erklärten die Situation in Gaza für „untragbar“ und forderten dringend Verbesserungen beim Zugang für Hilfsorganisationen. Dabei betont die Bundesregierung, dass jedes militärische Vorgehen Israels im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht stehen muss.
Ablehnung von Vertreibung und dauerhafter Besatzung
In aktuellen Stellungnahmen sprach sich Deutschland klar gegen jede direkte oder indirekte Vertreibung von Palästinensern aus dem Gazastreifen aus. Außenminister Wadephul erklärte: „Es darf keine Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen geben – weder direkt noch indirekt.“ Diese Botschaft sei auch an die israelische Regierung übermittelt worden. Zudem lehnt Deutschland eine dauerhafte israelische Besatzung Gazas ab und bekräftigt, dass das Gebiet den Palästinensern gehört und Teil einer verhandelten Zwei-Staaten-Lösung sein muss.
Forderung nach Untersuchungen und Rechenschaft
Deutschland äußerte Besorgnis über Berichte zu Angriffen auf medizinisches Personal und humanitäre Helfer durch israelische Streitkräfte und forderte „umfassende Untersuchungen“ solcher Vorfälle. Das Auswärtige Amt kritisierte öffentlich die Tötung von Sanitätern und betonte, dass humanitäres Personal „nicht zur Zielscheibe werden darf“.
Kritik und Kontroversen
Trotz der humanitären Bedenken steht Deutschland in der Kritik wegen eines vermeintlichen „blinden Flecks“ bei Menschenrechten. Die Bundesregierung genehmigt weiterhin Rüstungsexporte nach Israel und wird beschuldigt, pro-palästinensische Demonstrationen und Meinungsäußerungen im Inland zu unterdrücken – darunter Verbote von Protesten und Sanktionen gegen Israel-Kritiker. Auch innerhalb der EU blockierte oder verwässerte Deutschland Bemühungen um härtere Sanktionen oder die Überprüfung von Abkommen mit Israel und schützt so Israel vor strengeren europäischen Maßnahmen.
Deutschlands Vorgehen ist geprägt von fester Unterstützung für Israels Sicherheit bei gleichzeitig wachsendem öffentlichem Druck auf Einhaltung humanitärer Standards und des Völkerrechts. Zwar weist Deutschland zunehmend auf problematische israelische Praktiken hin – etwa Vertreibung, Besatzung und Angriffe auf Helfer –, doch bleibt es diplomatisch und militärisch ein Schutzschild Israels, was Kritik an einer doppelten Standards in der Menschenrechtspolitik hervorruft.