Deutschlands populistische Parteien, insbesondere die rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) und das kürzlich gegründete sozialistische und kulturell konservative Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), verändern die außenpolitische Debatte des Landes. Mit steigendem Wahlerfolg, besonders in den ostdeutschen Bundesländern Thüringen und Sachsen, stellen diese Parteien die Nachkriegsorientierung Deutschlands in Richtung westlicher Allianzen, europäischer Integration und militärischer Verpflichtungen, insbesondere gegenüber der NATO und der Europäischen Union (EU), in Frage. Ihr Einfluss wächst, und es ist klar, dass ihre außenpolitischen Positionen—darunter der Ruf nach einem Stopp der militärischen Unterstützung für die Ukraine, eine Annäherung an Russland und ein Abbau der US-Militärpräsenz in Deutschland—eine erhebliche Bedrohung für den aktuellen Kurs der zentristischen Regierung darstellen.
Die politischen Programme der AfD und des BSW spiegeln das Bestreben wider, den etablierten außenpolitischen Rahmen Deutschlands zu demontieren. So argumentiert die AfD seit Langem, dass Deutschland sich vom Westen abwenden und eine stärkere Ausrichtung auf Russland und China suchen sollte. Die Rhetorik der Partei fördert eine Vision von Deutschland als souveräne Nation, frei von westlichem Einfluss, und fordert eine „unabhängige“ Außenpolitik. Diese Position gewinnt vor allem in Ostdeutschland an Boden, wo Skepsis gegenüber der NATO und den Vereinigten Staaten weit verbreitet ist. Das BSW, obwohl eher linksgerichtet, vertritt ähnliche Ansichten und fordert einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine sowie eine Hinterfragung der globalen militärischen Initiativen Deutschlands.
In den lokalen Wahlen und der breiteren nationalen Debatte kommt die populistische Botschaft von Frieden und Nationalismus bei einem wachsenden Teil der Bevölkerung an. Die AfD und das BSW stellen die Außenpolitik als einen Kampf zwischen „elitären“ Entscheidungen und dem Willen des Volkes dar und verwenden Slogans wie „Krieg oder Frieden? Jetzt haben Sie die Wahl!“, um Unterstützung zu mobilisieren. Diese Parteien sprechen die Ängste vor einer möglichen Eskalation des Konflikts in der Ukraine und die zunehmende Enttäuschung über militärische Engagements an. Die ostdeutschen Bundesländer, geprägt durch ihre historische Erfahrung mit sowjetischer Herrschaft, sind besonders empfänglich für ant-westliche Rhetorik, aber auch im Westen findet diese Einstellung zunehmend Anklang, da Bedenken über Militärausgaben und Verteidigungsverpflichtungen zunehmen.
Für die deutsche Regierung ist die Herausforderung zweifach. Erstens muss sie die politischen Folgen des populistischen Aufschwungs bewältigen. Die regierende „Ampelkoalition“, die eine traditionellere, pro-westliche Haltung unterstützt, sieht sich einem wachsenden Druck ausgesetzt, ihre Politik zu rechtfertigen. Deutschlands Engagement in der NATO, die Einhaltung des Ziels von 2 % Verteidigungsausgaben und die Unterstützung der Ukraine sind in bestimmten Wählersegmenten zunehmend unpopulär. Dies schafft eine Situation, in der die Regierung Gefahr läuft, entweder Wähler zu entfremden, indem sie an ihren Positionen festhält, oder sich internen Spaltungen und wachsender Opposition aus populistischen Kreisen gegenüberzusehen.
Zweitens muss das außenpolitische Establishment Deutschlands seinen Ansatz gegenüber der NATO und der EU überdenken, da Parteien wie die AfD und das BSW die Grundlagen der deutschen Nachkriegs-Außenpolitik in Frage stellen. Die AfD äußert sich besonders kritisch gegenüber der EU, die sie als ein unpassendes Projekt ansieht, das die Zukunft Europas schädigt. Die Bewunderung der Partei für den Brexit und ihre Forderungen nach einem Austritt Deutschlands aus der EU unterstreichen ihr übergeordnetes Ziel, die politische Ordnung Europas neu zu gestalten. Das BSW kritisiert unterdessen ebenfalls europäische Institutionen und plädiert für ein weniger militarisiertes Deutschland sowie eine Hinwendung zu neutraleren globalen Politiken.
Der Aufstieg dieser populistischen Parteien signalisiert einen grundlegenden Wandel in der Art und Weise, wie Deutsche die Rolle ihres Landes auf der Weltbühne sehen. Die populistische Rhetorik fördert eine Vision eines stärker nationalistischen und weniger internationalistischen Deutschlands, das Souveränität über Allianzen stellt. Dieser Wandel ist nicht nur eine nationale Herausforderung, sondern auch eine Bewährungsprobe für die internationalen Partner Deutschlands, insbesondere für die USA und die EU, die auf Deutschland als Eckpfeiler westlicher Stabilität und Verteidigung setzen.
In Reaktion darauf muss die deutsche Regierung rasch handeln, um dem wachsenden Einfluss der AfD und des BSW entgegenzuwirken. Zentrumsparteien, darunter die Grünen, die CDU und die CSU, müssen ihre Position in der außenpolitischen Debatte bekräftigen und überzeugend für den Wert der NATO, der EU-Mitgliedschaft und der transatlantischen Beziehungen eintreten. Die Herausforderung besteht darin, nicht nur diese Institutionen zu verteidigen, sondern auch ihre Relevanz in einer sich wandelnden Welt zu erklären. Da Deutschland vor einer außenpolitischen Krise steht, wie sie seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr gesehen wurde, ist es entscheidend, dass die Zentrumsparteien das Narrativ von den Extremisten zurückgewinnen und einen gesellschaftlichen Konsens zur Außenpolitik wiederaufbauen.
Die populistischen Bewegungen haben einen fruchtbaren Boden gefunden, indem sie Ängste vor Krieg, militärischer Eskalation und wahrgenommener Abgehobenheit der Eliten ausnutzen. Es ist klar, dass die traditionelle Außenpolitik Deutschlands nicht länger als selbstverständlich angesehen werden kann. Eine starke, gut formulierte Verteidigung der deutschen Rolle in der NATO, der EU und im transatlantischen Bündnis wird notwendig sein, um den Aufstieg antiwestlicher, isolationistischer Politiken zu verhindern. Sollte die Regierung nicht handeln, riskiert Deutschland, seine Führungsrolle in Europa zu verlieren und die Sicherheitsstrukturen zu untergraben, die seinen Wohlstand seit Jahrzehnten sichern.