Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Iran gelten seit langem als Indikator für breitere europäische Handelstrends mit dem Nahen Osten. In den ersten zwei Monaten des iranischen Kalenderjahres (21. März bis 21. Mai 2025) exportierte Deutschland Waren im Wert von 308 Millionen US-Dollar ohne Öl nach Iran – und wurde damit zum viertgrößten Lieferanten von Nicht-Öl-Importen Irans in diesem Zeitraum. Diese Zahl ist beachtlich – insbesondere angesichts veränderter Handelsdynamiken, anhaltender Sanktionen und neuer regionaler Prioritäten. Die Zahlen und Einblicke der Akteure aus dieser Periode bieten einen aufschlussreichen Überblick über die Entwicklung der deutsch-iranischen Handelspartnerschaft.
Die Zahlen hinter dem Handel
Exportvolumen und Trends
Laut der iranischen Zollbehörde exportierte Deutschland in nur zwei Monaten Waren im Wert von 308 Millionen Dollar ohne Öl nach Iran – ein erheblicher Anteil an Irans Gesamtimporten ohne Öl, die in diesem Zeitraum 8,47 Milliarden Dollar erreichten. Deutschlands Exporte nach Iran bestehen hauptsächlich aus Fahrzeugen, Industriemaschinen, Pharmazeutika und technischen Apparaten. Allein Fahrzeuge und Maschinen machten im Zeitraum Anfang 2025 rund 82 Millionen Euro aus, was jedoch einem Rückgang von 21 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Die Gesamtentwicklung zeigt einen rückläufigen Trend: Das Handelsvolumen zwischen Iran und Deutschland betrug im Januar und Februar 2025 insgesamt 244 Millionen Euro – ein Minus von 14 % im Vergleich zum Vorjahr. Davon entfielen 208 Millionen Euro auf deutsche Exporte nach Iran (–14 %) und 36 Millionen Euro auf iranische Exporte nach Deutschland (–13 %). Dieser Rückgang spiegelt sowohl ökonomische Herausforderungen als auch die Auswirkungen internationaler Sanktionen wider.
Irans Importlandschaft
Deutschlands Position als viertgrößter Importpartner Irans Anfang 2025 ist bemerkenswert, insbesondere angesichts der Konkurrenz regionaler Akteure. Die Vereinigten Arabischen Emirate führten mit 2,6 Milliarden Dollar, gefolgt von China (2,2 Milliarden), der Türkei (1,37 Milliarden) und Deutschland (308 Millionen). Weitere wichtige Partner waren Indien, die Niederlande und die Schweiz. Der durchschnittliche Warenwert pro Tonne betrug in diesem Zeitraum 1.431 $, ein Rückgang um 9 % im Vergleich zum Vorjahr – was sowohl auf veränderte Importstrukturen als auch auf Preisdruck hindeutet.
Wichtige Produktkategorien
Die deutschen Exporte nach Iran werden von Maschinen, Reaktoren und Kesseln (552 Millionen Dollar im Jahr 2022), Fahrzeugen (216 Millionen), Pharmazeutika (143 Millionen) sowie technischen und medizinischen Apparaten (115 Millionen) dominiert. Diese Kategorien spiegeln Irans anhaltenden Bedarf an industriellen und technologischen Gütern wider – sowie die Widerstandsfähigkeit einzelner Sektoren trotz umfassender Handelsbeschränkungen.
Auf iranischer Seite sind die Exporte nach Deutschland deutlich geringer, umfassen aber Obst, Nüsse, tierische Produkte, Teppiche, Keramik und Zink. 2022 exportierte Iran Waren im Wert von 178,7 Millionen Dollar nach Deutschland, wobei essbare Früchte und Nüsse (52 Millionen) sowie tierische Produkte (50 Millionen) führend waren.
Der breitere wirtschaftliche Kontext
Wachstum im Nicht-Öl-Handel
Irans Exporte ohne Öl verzeichneten starkes Wachstum. In den ersten zehn Monaten des iranischen Jahres (März 2024 bis Januar 2025) beliefen sich die Non-Oil-Exporte auf 47,76 Milliarden Dollar – ein Anstieg um 18 % gegenüber dem Vorjahr. Deutschland spielte hierbei eine Schlüsselrolle: In demselben Zeitraum exportierte es Waren im Wert von 1,9 Milliarden Dollar nach Iran. Dieses Wachstum wird durch die Abkehr vom Öl und den Fokus auf Industrie- und Konsumgüter getragen.
Trotz dieses Anstiegs sank der Gesamtwert der Importe in den ersten beiden Monaten von 2025 um 7,8 % gegenüber dem Vorjahr, während die Importmenge um 1,16 % anstieg. Dies deutet darauf hin, dass Iran zwar mehr Waren importiert, diese aber im Durchschnitt einen geringeren Wert haben – möglicherweise eine Folge von Wechselkursschwankungen, Sanktionen oder geänderten Konsumgewohnheiten.
Sanktionen und geopolitischer Druck
Der Rückgang des Handelsvolumens zwischen Deutschland und Iran ist teilweise auf anhaltende US- und EU-Sanktionen zurückzuführen. Diese erschweren Finanztransaktionen und beschränken die Reichweite erlaubter Exporte. Deutsche Firmen sehen sich steigenden Kosten für Compliance und regulatorischer Unsicherheit gegenüber, was einige Unternehmen dazu veranlasst, ihr Iran-Geschäft einzuschränken oder sich auf von Sanktionen ausgenommene Bereiche wie Medizintechnik und Pharma zu konzentrieren.
Trotz dieser Herausforderungen zeigt der fortbestehende Handel mit Fahrzeugen, Maschinen und Arzneimitteln die anhaltende Nachfrage nach deutscher Technologie und Expertise in Irans Industriesektor. Die Handelsbeziehungen erweisen sich als belastbar – jedoch empfindlich gegenüber geopolitischen Verschiebungen.
Perspektiven der Stakeholder
Iranische Offizielle
Foroud Asgari, Leiter der iranischen Zollbehörde, betonte die Bedeutung Deutschlands: „Deutschland war in diesem Zweimonatszeitraum Irans viertwichtigste Quelle für Nicht-Öl-Importe.“ Er stellte fest, dass trotz eines leichten Rückgangs des Handelswerts das Importvolumen um 4,4 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen sei. Für iranische Offizielle ist der konstante Warenfluss aus Deutschland ein Zeichen wirtschaftlicher Stabilität und Diversifikation.
Die iranische Handelsförderungsorganisation hob den breiteren Trend hervor: „Irans Nicht-Öl-Exporte erreichten in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres etwa 48 Milliarden Dollar – ein Anstieg um 18 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.“ Deutschland bleibt trotz allgemeiner Rückgänge im Handelswert ein bedeutender Partner.
Deutsche Behörden und Industrie
Das Statistische Bundesamt meldete für die ersten beiden Monate 2025 ein Rückgang des bilateralen Handelsvolumens um 14 % gegenüber dem Vorjahr – Ausdruck wirtschaftlicher und geopolitischer Herausforderungen. Deutsche Exporteure passen sich den neuen Realitäten an und konzentrieren sich auf Sektoren, die trotz aktueller Einschränkungen rentabel bleiben.
Industrieanalysten betonen die strategische Bedeutung des Iran-Marktes für den langfristigen Zugang und technologischen Austausch. Besonders der Maschinenbau und die Automobilindustrie sehen im Iran trotz kurzfristiger Schwankungen ein strategisch wichtiges Ziel.
Medien- und Expertenkommentare
In einem aktuellen Interview mit einem europäischen Nachrichtensender erklärte der Handelsexperte Markus Feldmann: „Die 308 Millionen Dollar an deutschen Nicht-Öl-Exporten nach Iran verdeutlichen die Widerstandskraft industrieller und technologischer Handelsbeziehungen, selbst unter schwierigen Bedingungen. Auch wenn die Zahlen rückläufig sind, zeigt der konstante Export von Maschinen und Fahrzeugen, dass beide Seiten wirtschaftliches Potenzial sehen.“ Feldmanns Einschätzung wurde in sozialen Netzwerken vielfach geteilt und zeigt das anhaltende Interesse am zukünftigen Verlauf des Deutschland-Iran-Handels.
Branchenspezifische Einblicke
Maschinen und Fahrzeuge
Maschinen, Reaktoren und Kessel bleiben das Rückgrat deutscher Exporte nach Iran und erreichten 2024 fast 400 Millionen Dollar. Fahrzeuge und Autoteile gehören ebenfalls zu den Hauptkategorien – ein Zeichen für Irans anhaltende Investitionen in Infrastruktur und Verkehr. Diese Sektoren sind weniger anfällig für Sanktionen und profitieren von langfristigen Geschäftsbeziehungen.
Pharma und Medizintechnik
Pharmazeutika und medizinische Geräte bilden einen weiteren Schlüsselsektor – mit 262 Millionen bzw. 204 Millionen Dollar an Exporten im Jahr 2024. Diese Produkte sind häufig von Sanktionen ausgenommen, da sie unter humanitären Schutz fallen, was ihren kontinuierlichen Fluss trotz allgemeiner Handelsbarrieren gewährleistet.
Nahrungsmittel und Agrarprodukte
Irans Exporte nach Deutschland werden von Lebensmitteln und Agrarprodukten dominiert – insbesondere essbare Früchte, Nüsse und tierische Erzeugnisse. Auch wenn die Exportvolumina vergleichsweise gering sind, stellen sie für iranische Produzenten eine wichtige Devisenquelle dar.
Blick nach vorn: Herausforderungen und Chancen
Sanktionen und wirtschaftliche Verschiebungen meistern
Solange Sanktionen und geopolitische Spannungen andauern, dürfte das Verhältnis zwischen Deutschland und Iran volatil bleiben. Deutsche Firmen müssen sich in einem komplexen regulatorischen Umfeld zurechtfinden, während iranische Importeure ihre Bezugsquellen weiter diversifizieren werden.
Gleichzeitig deutet die Widerstandsfähigkeit des Handels mit Maschinen, Fahrzeugen und Pharma darauf hin, dass diese Sektoren Bestand haben werden – insbesondere wenn beide Regierungen Kanäle für humanitäre und industrielle Güter offenhalten. Das kontinuierliche Wachstum der iranischen Non-Oil-Exporte und die nationale Diversifizierungsstrategie könnten auch neue Chancen für deutsche Exporteure eröffnen.
Strategische Bedeutung
Für beide Länder geht es beim Handel nicht nur um Zahlen. Für Iran ist der Zugang zu deutscher Technologie und Know-how entscheidend für Modernisierung und wirtschaftliche Stabilität. Für Deutschland stellt Iran einen großen, dynamischen Markt mit Wachstumspotenzial dar – sofern sich die politischen Rahmenbedingungen verbessern.
Politische und wirtschaftliche Auswirkungen
Die 308 Millionen Dollar an Nicht-Öl-Exporten aus Deutschland nach Iran zu Beginn des Jahres 2025 belegen die trotz aller Hürden fortbestehenden wirtschaftlichen Verbindungen. Während beide Länder sich neuen Realitäten anpassen, liegt der Fokus auf Sektoren, die Sanktionen standhalten und beiderseitigen Nutzen stiften. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die Partnerschaft an Dynamik gewinnt – oder weiter von äußeren Zwängen und veränderten Prioritäten geprägt bleibt.