Deutschland erklärt, dass abgelehnte Asylbewerber unabhängig von ihrer Integration abgeschoben werden

Deutschland erklärt, dass abgelehnte Asylbewerber unabhängig von ihrer Integration abgeschoben werden

Deutschland wird abgelehnte Asylbewerber unabhängig davon abschieben, wie gut sie in die Gesellschaft integriert sind, einschließlich solcher mit Arbeitsplätzen oder Sprachkenntnissen, teilte ein Regierungsbüro am Samstag gegenüber Rudaw mit.

„Wenn nach Prüfung eines Asylantrags das Bundesamt zu dem Entschluss kommt, dass kein Schutzgrund vorliegt, wird ein Ausreiseverpflichtung erlassen“, erklärte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in einer schriftlichen Antwort an Rudaw. Es fügte hinzu, dass abgelehnte Antragsteller „auch ohne deren Zustimmung“ in ihr Herkunftsland zurückgeführt werden können.

„Integrationsleistungen spielen keine Rolle im Asylverfahren“, betonte das BAMF. „Individuelle Integrationsleistungen sowie berufliche Tätigkeiten haben keinen Einfluss auf die Prüfung.“ 

Die Entscheidung über den Asylantrag beruht ausschließlich darauf, ob dem Antragsteller bei Rückkehr in sein Herkunftsland eine spezifische Bedrohung droht. Entscheidungsträger berücksichtigen auch, ob eine interne Umsiedlung im Herkunftsland des Antragstellers möglich ist, bevor Asyl gewährt wird.

Das Amt stellte klar, dass seine Rolle auf der Bearbeitung von Asylanträgen und der Entscheidung über Schutzansprüche beschränkt ist. Die Durchsetzung von Abschiebungen fällt in die Zuständigkeit der Bundesländer und ihrer jeweiligen Ausländerbehörden. 

Eine wachsende Zahl irakischer Kurden und Araber, die kürzlich abgeschoben wurden, hielten einen vorübergehenden Duldungsstatus und waren erwerbstätig oder in Integrationsprogramme eingeschrieben. Das BAMF erklärte, dass die Duldung lediglich die Abschiebung vorübergehend aussetzt und kein Aufenthaltsrecht begründet.

„Abgeschobene Personen haben kein Aufenthaltsrecht in Deutschland – auch wenn sie einen Duldungsstatus besitzen“, betonte das BAMF. „Die Ausreisepflicht bleibt bestehen.“

Öffentliche Kritik ist über die Abschiebung von Langzeitaufenthaltern gewachsen. Ein solcher Fall ist Rawsht Ghafor Abdullah, ein irakischer Kurde mit einem Abschluss in Krankenpflege, der in Bayern einen Duldungsstatus hielt. In einem online veröffentlichten Video sagte Abdullah, dass er trotz des Abschlusses von Integrationskursen, Arbeit in Deutschland und ohne Vorstrafen abgeschoben wurde.

Deutschland beherbergt eine der größten Flüchtlingspopulationen weltweit. Im Jahr 2024 wurden laut einer Umfrage des BAMF nahezu 251.000 Asylanträge gestellt. 

Migration war ein zentrales Thema bei den Parlamentswahlen im Februar in Deutschland. Das Bündnis der Christlich Demokratischen Union/Christlich-Sozialen Union – als Mitte-rechts eingestuft – sicherte sich 28,5 Prozent der Stimmen, gefolgt von der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) mit 20,5 Prozent und den Sozialdemokraten (SPD) mit 16,4 Prozent.

Im Januar verabschiedete das Parlament ein umstrittenes Gesetz zur Migrationskontrolle, das darauf abzielt, die Durchsetzung zu verschärfen. Die Gesetzgebung umfasst fünf Maßnahmen: Verhinderung illegaler Einwanderung, Abschiebung von Personen ohne legalen Status, Abschiebung ausländischer Straftäter, Inhaftierung von Personen unter Abschiebungsanordnung und Begrenzung der Familienzusammenführung.

Deutschland ist ein beliebtes Ziel für zehntausende Iraker und Bewohner der kurdischen Region, die jedes Jahr versuchen, Europa zu erreichen, oft über Schmuggelrouten. 

Historischer Hintergrund: Deutschlands Haltung gegenüber Asylbewerbern

Deutschland hat sich seit Jahrzehnten mit Fragen der Migration und Asylbewerbung auseinandergesetzt. Die Einführung des Duldungsstatus (Duldung) in den 1990er Jahren war eine Reaktion auf die Notwendigkeit, Personen vorübergehend im Land zu halten, während ihre Abschiebung ausgesetzt wurde. Dieser Status wurde jedoch oft kritisiert, da er keine langfristige Lösung für die betroffenen Personen darstellt.

In den letzten Jahren hat sich die politische Landschaft in Deutschland verändert, wobei Migration zunehmend als sicherheits- und sozialpolitisches Thema behandelt wird. Dies spiegelt sich in der Verschärfung der Asyl- und Migrationsgesetze wider, wie z.B. der Erhöhung der maximalen Haftdauer vor der Abschiebung von 10 auf 28 Tage und der Erleichterung der Abschiebung von Personen, die Mitglied einer kriminellen Organisation sind. 

Diese Veränderungen haben zu einer intensiven Debatte über die Balance zwischen humanitären Verpflichtungen und nationaler Sicherheit geführt. Während einige politische Parteien strengere Maßnahmen befürworten, plädieren andere für eine ausgewogenere Herangehensweise, die sowohl die Rechte der Migranten als auch die Sicherheitsbedenken berücksichtigt.