Nachdem die Dreierkoalition von Bundeskanzler Olaf Scholz zerbrochen war, löste Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Freitag den Bundestag auf und ebnete damit den Weg für vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar. Laut Steinmeier erfordert Stabilität, insbesondere in schwierigen Zeiten wie diesen, „eine handlungsfähige Regierung und verlässliche Mehrheiten im Parlament.“ Daher seien Neuwahlen der beste Weg für Deutschland. In seiner Rede betonte Steinmeier, dass Politik nach den Wahlen wieder stärker auf Problemlösungen ausgerichtet sein müsse.
Neuwahlen angekündigt
Der Bundespräsident, dessen Rolle in der Nachkriegszeit vorwiegend zeremoniell war, forderte zudem einen fairen und offenen Wahlkampf. „Externer Einfluss ist eine Gefahr für die Demokratie, ob verdeckt, wie kürzlich bei den Wahlen in Rumänien, oder offen und aggressiv, wie es derzeit besonders intensiv auf der Plattform X geschieht“, erklärte Steinmeier.
Nach dem Austritt von Finanzminister Christian Lindners FDP aus der Regierungskoalition verlor Scholz die parlamentarische Mehrheit. Ein anschließendes Misstrauensvotum scheiterte, wodurch der Wahlkampf offiziell begann. CDU-Oppositionsführer Friedrich Merz kritisierte die Regierung und warf ihr vor, das Wachstum zu bremsen und übermäßige Vorschriften eingeführt zu haben.
Präsident trifft mutige Entscheidung
Durch die Entscheidung des Bundespräsidenten werden die deutschen Wähler nun im Februar an die Urnen gerufen. Dies geschah, nachdem die Koalition auseinandergebrochen war und Scholz das Misstrauensvotum am 16. Dezember nicht bestand. Die Abstimmung war erst das sechste Misstrauensvotum seit 1949 und beendete vorzeitig die Legislaturperiode der Regierung.
Die sogenannte „Ampelkoalition“ aus SPD, FDP und Grünen, die seit 2021 regierte, scheiterte endgültig an internen Konflikten, besonders über den Haushalt für das kommende Jahr. Steinmeier betonte, dass Stabilität in schwierigen Zeiten eine handlungsfähige Regierung erfordere, und sprach von der politischen Unsicherheit in Deutschland.
Deutschland steht vor politischem Umbruch
Der Präsident erkannte an, dass die kurze Wahlkampfzeit von wirtschaftlicher Instabilität, Konflikten im Nahen Osten und in der Ukraine sowie den drängenden Herausforderungen der Migrationspolitik und des Klimawandels geprägt sein wird. Er forderte einen respektvollen Wahlkampf und konzentrierte politische Lösungen.
Laut einer aktuellen Umfrage der ZDF liegt die CDU mit 31 % vorn, gefolgt von der AfD mit 19 %, der SPD mit 15 % und den Grünen mit 14 %. Die Kampagnen drehen sich um zentrale Themen wie Russlands Krieg in der Ukraine, Migrationskontrolle und Deutschlands angeschlagene Wirtschaft.
Das Land ist zudem von einem Angriff auf einen Magdeburger Weihnachtsmarkt erschüttert, bei dem fünf Menschen starben und Hunderte verletzt wurden. Der mutmaßliche Täter, ein saudi-arabischer Arzt, der 2006 nach Deutschland kam, hatte laut Ermittlern ein abweichendes Profil im Vergleich zu früheren Tätern extremistischer Angriffe.
Frühe Neuwahlen stehen bevor
Der Täter präsentierte sich online als Ex-Muslim und Anhänger rechter Ideologien. Bundesjustizminister Volker Wissing erklärte, dass Sicherheitsbehörden zwar Hinweise erhalten hatten, jedoch keine Muster erkennbar waren, die auf eine konkrete Gefahr hindeuteten.
Alice Weidel von der AfD bezeichnete den Vorfall als „Tat eines Islamisten voller Hass auf das, was uns Deutsche und Christen zusammenhält.“ Gleichzeitig warnte sie vor wachsendem Misstrauen gegenüber Muslimen und Migranten. Steinmeier betonte, dass im Wahlkampf kein Platz für „Diffamierung, Einschüchterung oder Gewalt“ sei, und verurteilte jeglichen ausländischen Einfluss auf die Wahlen.