Buchenwald erinnern Ein Ort des Schreckens und der Mahnung

Buchenwald erinnern: Ein Ort des Schreckens und der Mahnung

Am bewaldeten Ettersberg in Thüringen, nahe Weimar, liegt ein Ort, der idyllisch wirkt – doch hier befand sich eines der größten Konzentrationslager Deutschlands: Buchenwald. Am 11. April 1945 wurde das Lager von US-Truppen befreit.

Am 6. April 2025 nahmen Überlebende und mehrere Hundert Gäste an der Gedenkveranstaltung teil. Im Vorfeld kam es zu Spannungen: Auf Druck des israelischen Botschafters wurde die Einladung des deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm – Enkel von Holocaust-Überlebenden und Kritiker der israelischen Regierung – zurückgezogen.

Ein junger Redner aus einem Jugendprojekt appellierte an die Zuhörenden, heutiges Unrecht nicht zu ignorieren. Er sprach von Toten im Ukraine-Krieg und von einem „Genozid“ in Palästina. Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner entgegnete, dass es wichtig sei, unschuldigen Opfern zu gedenken – doch der Begriff „Genozid“ sei an einem Ort wie Buchenwald unangebracht.

Ein Lager, viele Schicksale

Die Umgebung mag friedlich wirken, doch zwischen 1937 und 1945 war Buchenwald ein Ort des Grauens. Über 280.000 Menschen wurden hier und in über 50 Außenlagern gefangen gehalten: Juden, politische Gegner, Roma und Sinti, Homosexuelle, Zeugen Jehovas und andere. Etwa 56.000 Menschen starben, meist durch Misshandlung oder Mord.

Als die US-Armee näher rückte, erhoben sich mutige Häftlinge und verhinderten die Flucht vieler SS-Wächter. Nach Kriegsende nutzten die Sowjets das Gelände als Internierungslager. Bis 1950 starben dort weitere rund 7.000 Menschen.

Wenige Überlebende, wachsendes Vergessen
 

Heute leben nur noch wenige Überlebende. Wagner, Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, warnt: Die Lehren aus der Nazi-Zeit drohen zu verblassen. In Thüringen, wo die AfD 2025 38,6 % der Stimmen gewann, sei dies besonders spürbar.

Laut Wagner verharmlosen viele im AfD-Umfeld systematisch die NS-Verbrechen und glorifizieren deren Ideologie.

Moderne Bedrohungen – bleibende Verantwortung


Mehrfach wurden Gedenkstätten rund um Buchenwald beschädigt. 2024 erhielt Wagner persönlich Drohungen. Trotzdem will das Team weiter aufklären und erinnern.

Das Gelände umfasst erschütternde Erinnerungsorte: das Krematorium, Massengräber, den Appellplatz, den „Kinderblock“ und das Hygiene-Institut der SS, in dem grausame Experimente stattfanden. Das Tor mit der zynischen Inschrift „Jedem das Seine“ und die Uhr, die dauerhaft 15:15 Uhr zeigt – der Zeitpunkt der Befreiung – bleiben als Mahnmale erhalten.

Wagners persönlicher Erinnerungsort ist das „Kleine Lager“, wo Anfang 1945 rund 6.000 Menschen binnen weniger Wochen starben. Nach dem Krieg verfiel es, heute sind die freigelegten Fundamente sichtbar – ein Ort des Leidens und der Erinnerung.