AfD’s Russia Pivot: Political Realignment or Foreign Influence Risk in German Politics

AfDs Russland-Kurs: Politische Neuausrichtung oder Risiko ausländischer Einflussnahme?

Die Alternative für Deutschland (AfD) hat ihr politisches Profil stets im Gegensatz zum Berliner und Brüsseler Mainstream aufgebaut am deutlichsten zeigt sich dies in ihrer prorussischen Haltung. Seit ihrer Gründung 2013 betont die AfD die Bedeutung enger Beziehungen zwischen Deutschland und Russland und sieht Moskau als kulturellen Verbündeten sowie als Gegengewicht zu einer wahrgenommenen westlichen Dominanz.

Führungsfiguren wie Alexander Gauland und Alice Weidel erklärten wiederholt, Russland sei ein „zivilisatorischer Partner“, der traditionelle Werte teile und dem globalen Liberalismus entgegentrete. Diese Sichtweise findet besonders bei russischsprachigen Deutschen und EU-skeptischen Wählern Anklang, die Deutschlands Rolle in der NATO und der Europäischen Union kritisch sehen. Die AfD kritisiert Sanktionen gegen Russland regelmäßig als wirtschaftlich schädlich und moralisch fehlgeleitet.

Im Jahr 2025 ist der Russland-Kurs der AfD kein Randthema mehr, sondern zentraler Bestandteil ihrer außenpolitischen Agenda. Nach Jahren des Ukrainekriegs und wachsender wirtschaftlicher Belastungen durch Sanktionen fordert die Partei ein Ende der Militärhilfe für Kiew und die Wiederaufnahme wirtschaftlicher Beziehungen zu Moskau. Die AfD argumentiert, Versöhnung sei notwendig für die Stabilität Europas während die politische Mitte Deutschlands dies als Beschwichtigung russischer Aggression bewertet.

Hinweise auf wachsende Verbindungen und Einfluss aus Moskau

Die Verbindungen der AfD zu Russland gehen über bloße Rhetorik hinaus. Seit 2017 haben mehrere AfD-Delegationen Moskau besucht und dort russische Abgeordnete und Beamte unter dem Vorwand „parlamentarischer Kooperation“ getroffen. Parteivertreter traten zudem als „internationale Beobachter“ bei von Russland organisierten, international umstrittenen Referenden in besetzten ukrainischen Gebieten auf und verliehen diesen so einen Anschein von Legitimität.

Darüber hinaus treten AfD-Politiker regelmäßig in russischen Staatsmedien wie RT und Sputnik auf, wo sie Positionen vertreten, die sich mit Kreml-Narrativen decken. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) stellte fest, dass russische Medien AfD-Vertreter systematisch als wohlwollende westliche Stimmen präsentieren ein Mechanismus, der Moskaus Einfluss indirekt stärkt.

Finanzielle Verbindungen und Untersuchungen

Recherchen des Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) und deutscher Medien dokumentierten Fälle, in denen AfD-Politiker indirekt von russlandnahen Organisationen profitierten etwa durch finanzierte Reisen, bezahlte Vorträge oder Wahlkampfhilfe über zwischengeschaltete Lobbystrukturen.

Disziplinarische Untersuchungen des Bundestags gegen Petr Bystron und Maximilian Krah Anfang 2025 verdeutlichen die Brisanz des Themas. Beide sahen sich dem Verdacht ausgesetzt, Zahlungen aus russischen Netzwerken erhalten zu haben. Auch wenn bisher keine Verurteilungen erfolgten, verstärkten die Vorwürfe die öffentliche Debatte über ausländische Einflussnahme auf deutsche demokratische Institutionen.

Öffentliche Wahrnehmung und Wählerbindung

Umfragen aus dem Jahr 2025 zeigen eine deutliche Meinungsdifferenz: Nur 29 Prozent der AfD-Wähler sehen Russland als Bedrohung, gegenüber 50 Prozent der Gesamtbevölkerung. Dieses Gefälle zeigt, wie prorussische Narrative innerhalb der AfD-Basis verfangen haben und wie außenpolitische Einstellungen zunehmend die politische Identität im Inland prägen.

Innere Spannungen und Reformversuche

Die inneren Dynamiken der AfD spiegeln eine wachsende Kluft zwischen dem nationalistischen Flügel und pragmatisch-konservativen Kräften wider, die breitere politische Akzeptanz anstreben. Ehemalige Parteiführer wie Jörg Meuthen und Joana Cotar verließen die Partei mit dem Hinweis auf „gefährliche Flirts mit autoritären Regimen“ ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Russland-Kurs zum Prüfstein zwischen ideologischer Reinheit und politischer Anschlussfähigkeit geworden ist.

Während Politiker wie Tino Chrupalla und Björn Höcke Russland weiter als „strategischen Partner“ bezeichnen, warnt eine Minderheit, dass diese Nähe die Chancen auf Koalitionen mindert und die Beobachtung durch Sicherheitsbehörden verschärft. Die Einstufung der AfD als „Verdachtsfall“ durch den Verfassungsschutz hat ihre politische Isolation bereits verstärkt eine Entwicklung, die parteiintern Sorgen über langfristige Marginalisierung auslöst.

Taktische Mäßigung und Imagekontrolle

In den letzten Monaten zeigen sich punktuelle Versuche, die öffentliche Haltung zu mäßigen. Formulierungen wie „Dialog mit allen Seiten“ ersetzen zunehmend offene Bekenntnisse zu Russland. Doch dieser Wandel wirkt taktisch motiviert, nicht ideologisch. Die Kernwählerschaft bleibt überzeugt, dass die Konfrontation mit Russland Ausdruck westlicher „Doppelmoral“ sei eine Erzählung, die tief im Identitätskern der Partei verankert ist.

Auswirkungen auf deutsche und europäische Politik

Der Russland-Kurs der AfD hat Außenpolitik zu einer innenpolitischen Trennlinie gemacht. Als größte Oppositionspartei im Bundestag erschwert sie den parteiübergreifenden Konsens zu Sanktionen, Energiepolitik und NATO-Fragen. Regierungsvertreter warnen, dass AfD-Narrative die Unterstützung für die Ukraine schwächen und Deutschlands Glaubwürdigkeit in der EU untergraben könnten.

Sicherheitsbehörden befürchten zudem, dass die Nähe der AfD zu russischen Positionen die Verbreitung von Desinformation im Inland erleichtert. Durch die Übernahme von Kreml-Argumenten zu Inflation, Migration und Energiekrise bietet die Partei eine Plattform für hybride Einflussstrategien, die demokratische Institutionen unterminieren und gesellschaftliche Polarisierung verstärken genau das Ziel, das Moskau anstrebt.

Europäische und transatlantische Dimensionen

Auf europäischer Ebene sucht die AfD zunehmend Kooperation mit anderen prorussischen Rechtsparteien, darunter Frankreichs Rassemblement National und Österreichs FPÖ. Diese informellen Allianzen könnten die EU-Position zu Russland schwächen und Entscheidungen zu Sanktionen oder Sicherheitsfragen blockieren.

Auch transatlantische Partner beobachten diese Entwicklung mit Sorge. Experten des Atlantic Council und des German Marshall Fund warnen, dass rechtsnationale Netzwerke zu einem neuen Kanal russischer Einflussnahme werden indem sie westliche Demokratien von innen heraus beeinflussen. Der AfD-Russland-Kurs dient somit nicht nur populistischen Zielen im Inland, sondern unterstützt geopolitische Interessen Moskaus.

Strategische Neuausrichtung oder Abhängigkeit?

Ob der Russland-Kurs der AfD eine bewusste strategische Neuausrichtung oder eine Form außenpolitischer Vereinnahmung darstellt, bleibt offen. Besonders im Osten Deutschlands, wo wirtschaftliche Verbindungen zu Russland historisch gewachsen sind, hat die Partei ein starkes Wählerfundament. Doch mit zunehmender geopolitischer Spannung und wachsendem Misstrauen gegenüber russischer Einflussnahme könnte diese Haltung politisch riskanter werden.

Das politische Establishment in Deutschland von der Regierungskoalition bis zur Union hält die AfD wegen ihrer Außenpolitik weiter auf Distanz. Sollte jedoch die wirtschaftliche Lage angespannt bleiben und die Kriegsmüdigkeit in der Bevölkerung wachsen, könnte die AfD ihre Haltung als „Stimme der Vernunft“ vermarkten ein Narrativ, das Wähler ansprechen dürfte, die genug vom Konfrontationskurs haben.

Der Russland-Kurs der AfD offenbart eine zentrale Spannung in der deutschen Politik: zwischen strategischer Eigenständigkeit und Anfälligkeit für externe Narrative. Im Jahr 2025 wird sich zeigen, ob die AfD ihren Kurs mäßigt oder die Bindungen zu Moskau weiter vertieft eine Entscheidung, die nicht nur ihren eigenen Weg, sondern auch Deutschlands Rolle in Europas Sicherheitsarchitektur prägen dürfte.