Die Entscheidung der in Deutschland lebenden syrischen Geflüchteten zur Rückkehr bleibt auch 2025 komplex und von großer Unsicherheit geprägt. Seit dem Sturz des Regimes von Bashar al-Assad Ende 2024 sind bisher laut offiziellen Zahlen nur rund 1 867 Syrerinnen mit offizieller Hilfe zurückgekehrt informelle Schätzungen gehen von nahezu 4 000 zurückgekehrten Personen aus. Trotz dieses leichten Anstiegs zeigen sich die allermeisten der etwa eine Million Syrerinnen hier weiterhin zögerlich. Hauptgründe sind weiterhin bestehende Sicherheitsrisiken, zerstörte Infrastruktur und ein weit entferntes Gefühl von Normalität in der Heimat.
Anhaltende Sicherheitsprobleme und infrastrukturelle Zerstörung
Auch nach dem Machtwechsel gelten viele Regionen Syriens weiterhin als unsicher oder massiv zerstört.
Kriegsbedingte Verwüstungen
Internationale Hilfsorganisationen schätzen, dass über 325 000 Wohnhäuser zerstört und mehr als eine Million beschädigt wurden. Versorgungssysteme wie Strom, Wasser, Schulen und Gesundheitsversorgung funktionieren in vielen Gebieten nur eingeschränkt oder gar nicht mehr. Besonders betroffen sind vormals umkämpfte Zonen oder Regionen, die unter oppositioneller Kontrolle standen und noch nicht vollständig in staatliche Strukturen eingebunden wurden.
Solche unvollständigen Wiederherstellungsprozesse schüren erhebliche Zweifel bei Rückkehrwilligen, die sowohl ihre persönliche Sicherheit als auch ihre Lebensgrundlage gefährdet sehen.
Unklare Rückkehrprogramme und Frage der Freiwilligkeit
Auch offizielle Rückkehrprogramme schaffen nur begrenzte Anreize und werfen Fragen bezüglich ihrer Freiwilligkeit auf.
Umfang und Inanspruchnahme von Rückkehrhilfen
Deutschland bietet freiwillige Rückkehrpakete mit bis zu 1 000 € pro Erwachsenem sowie Unterstützung bei Logistik und Reintegration an. Dennoch nutzten nur etwa 1 000 Personen diese Programme in 2025. Der Großteil der Rückkehrenden scheint informell zurückzukehren, was Zweifel an der Freiwilligkeit und Vorbereitung auf die Rückkehr aufwirft.
Änderungen im Asylverfahren
Unter der neuen Regierung von Bundeskanzler Merz wurden Asylverfahren für Syrerinnen stark verschärft. Viele formulieren den Eindruck, dass Deutschland eine Rückkehrumgebung suggerieren möchte. Diese politischen Veränderungen lassen Syrerinnen unsicher über ihre rechtliche Situation werden.
Politische Entwicklungen beeinflussen die Entscheidung
Entscheidend sind nicht nur materielle Bedingungen, sondern auch der politische Kontext beider Länder.
Stimmung in Deutschland und politische Rhetorik
Parteien wie die AfD haben Polarisierung vorangetrieben, während die aktuelle Regierung deutlich restriktivere Migrationspositionen vertritt. Auch ohne direkte Abschiebungen entsteht bei vielen Syrer*innen das Gefühl, nicht mehr willkommen zu sein.
Übergangsregierung in Syrien
Die neue Führung unter Präsident Ahmed al-Sharaa bleibt schwach verankert, Militärstrukturen sind nur teilweise reformiert. Viele Flüchtlinge sorgen sich, dass die alte Machtelite in neuer Form zurückkehrt. Besonders gefährdet fühlen sich oppositionell Engagierte oder Zivilgesellschaftsvertreter*innen.
Individuelle Erwägungen und familiäre Perspektiven
Die Entscheidung über eine mögliche Rückkehr basiert auf einer Vielzahl persönlicher Faktoren weit über Sicherheit und Stabilität hinaus.
Familie und Zukunftsaussichten
Viele Syrer*innen haben sich in Deutschland eine neue Existenz aufgebaut. Kinder besuchen Schulen, manche sind berufstätig. Eine Rückkehr bedeutet, diese Perspektiven aufzugeben und wieder in ein unsicheres Umfeld zurückzukehren.
Traumata und institutionelles Misstrauen
Erfahrungen mit Krieg, Flucht und Repression prägen das Handeln vieler Syrer*innen. Rückkehr ohne klaren Schutz durch Staat oder internationale Institutionen erscheint riskant. Intakte Sicherheitsgarantien und unabhängige Rechtssysteme fehlen oft, was tiefe Skepsis hervorruft.
Für viele syrische Geflüchtete in Deutschland ist Rückkehr auch 2025 keine reale Option. Regimewechsel allein schafft keine sichere Heimat. Erst eine umfassende Stabilisierung von Sicherheit, Infrastruktur und Vertrauen könnte Syriens Rückkehrpolitik glaubwürdig und attraktiv machen.