Könnte russisches Gas wieder durch Deutschland fließen

Könnte russisches Gas wieder durch Deutschland fließen?

Im vierten Jahr des Ukrainekriegs erscheint die Rückkehr russischen Gases nach Europa über Deutschland nicht mehr undenkbar.

Berichten zufolge bot Russlands Präsident Wladimir Putin in Gesprächen mit den USA einen Waffenstillstand entlang der aktuellen Frontlinie an. Dies löste Spekulationen über eine mögliche Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen in die EU aus. Einige CDU-Politiker zeigten sich offen für eine Reparatur der beschädigten Nord-Stream-Pipelines, die im September 2022 sabotiert wurden. Drei von vier Leitungen sind seither außer Betrieb.

Vor dem Krieg versorgte Nord Stream 1 Deutschland mit Gas. Nord Stream 2 wurde 2021 fertiggestellt, ging jedoch nie in Betrieb.

Sowohl Russland als auch die USA sollen an einem möglichen Deal interessiert sein. Berichten zufolge zeigen US-Investoren Interesse am Kauf von Nord Stream 2 AG, dem Schweizer Betreiberunternehmen. Ein Insolvenzverfahren wurde bis Mai vertagt – Gazprom verweist auf mögliche Auswirkungen US-amerikanischer Politik.

Investmentberater Chris Weafer bestätigte, dass US-Käufer bereit wären, als Vermittler zwischen Gazprom und europäischen Versorgern aufzutreten.

Doch Kritiker wie Ben Hilgenstock von der Kyiv School of Economics betonen, dass allein Europa über seine Energiequellen entscheiden muss – nicht Moskau oder Washington.

Wirtschaftlicher Druck in Deutschland

Der Bruch mit russischer Energie ließ die Energiepreise in Europa 2022 und 2023 massiv steigen. Unternehmen wie BASF litten besonders stark. Der Konzern verweist jedoch darauf, dass auch andere Faktoren – etwa schwache Nachfrage und hohe Importe – eine Rolle spielen.

Der Verband der Chemischen Industrie begrüßt Maßnahmen zur Kostensenkung, warnt aber vor einer Rückkehr zur Abhängigkeit. Russland hatte die Lieferungen über Nord Stream 1 im August 2022 einseitig gestoppt.

Politischer Widerstand in Europa

Trotz wirtschaftlicher Argumente bleibt der politische Widerstand in Europa stark. Die EU-Kommission stellte erneut klar, dass Nord Stream 2 kein Projekt von gemeinsamem Interesse sei. Die EU will bis 2027 unabhängig von russischen fossilen Brennstoffen werden – eine Strategie wird im Mai vorgestellt.

Hilgenstock warnt: Eine Wiederaufnahme würde die Sanktionen untergraben und Putins Kriegskasse stärken. Selbst bei politischem Willen in Teilen Deutschlands blieben rechtliche und technische Hürden. Nord Stream 2 wurde nie zertifiziert, Reparaturen wären aufwendig.

Weafer rechnet mit einer möglichen Rückkehr von bis zu 50 % des früheren Gasvolumens. Hilgenstock hingegen fordert ein klares EU-Stoppzeichen:

„Das darf nicht passieren. Wir dürfen unsere Politik gegenüber Russland nicht aufweichen.“