Social-Media-Spuren des Verdächtigen im Weihnachtsmarkt-Angriff

Social-Media-Spuren des Verdächtigen im Weihnachtsmarkt-Angriff

Der Mann, der angeblich mit einem Auto in einen vollen deutschen Weihnachtsmarkt raste, dabei fünf Menschen tötete und über 200 weitere verletzte, hatte eine Vorgeschichte mit anti-islamischen Äußerungen, die in den letzten Monaten zunehmend bedrohlicher gegenüber Deutschland wurden. Taleb Al Abdulmohsen, der Verdächtige, wurde am Tatort des tödlichen Angriffs am Freitag in Magdeburg festgenommen. Laut deutschen Behörden handelte er vermutlich allein. Der 50-jährige Psychiater, ein saudischer Staatsbürger, kam 2006 nach Deutschland. Nach seiner Ankunft gründete er die Website wearesaudis.net, um anderen Ratschläge zur Flucht vor repressiven Regierungen in Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten zu geben.

Dunkle Social-Media-Spur im Fall des Angriffs gefunden

Obwohl er Deutschland zunächst dankbar war, schien er im Laufe der Jahre zunehmend unzufrieden mit dem Land und dessen Einwanderungspolitik zu werden. Deutschland nahm 2015 über eine Million Flüchtlinge aus dem Nahen Osten auf, verschärfte jedoch seither die Grenzkontrollen. Während mehr Zeit benötigt wird, um ein klares Motiv festzustellen, erklärten die deutschen Behörden am Samstag, dass sie Al Abdulmohsens „Unzufriedenheit“ mit Deutschlands Umgang mit Flüchtlingen untersuchen. Al Abdulmohsen verurteilte öffentlich seinen islamischen Glauben in sozialen Medien, zeigte Unterstützung für die rechtsextreme Partei Alternative für Deutschland (AfD) und warf Deutschland vor, die Islamisierung des Landes zu fördern. Anfang des Jahres hatte er bedrohliche Drohungen gegen Deutschland und das deutsche Volk im Internet veröffentlicht. Im Mai schrieb er an seine fast 50.000 Follower auf X (ehemals Twitter): „Der deutsche Terrorismus wird zur Rechenschaft gezogen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dieses Jahr sterben werde, um Gerechtigkeit zu schaffen.“

Zunehmend bedrohliche Social-Media-Aktivitäten des Verdächtigen

Al Abdulmohsen hatte mehrfach Kontakt zu Medien, um seine Aktivitäten öffentlich zu machen. Er behauptete, oft der einzige Kontakt für gefährdete Frauen außerhalb Saudi-Arabiens gewesen zu sein. Er half ihnen, mit Medien in Kontakt zu treten und ihre Flucht in visafreie Länder zu organisieren. 2019 unterstützte er zwei Frauen, die aus Saudi-Arabien nach Georgien geflohen waren, obwohl er selbst nicht für die Berichterstattung interviewt wurde. Nachdem sein Leben in Saudi-Arabien bedroht wurde, floh er aus dem Land. Er erklärte, dass 90 % der Personen, die ihn kontaktierten, Frauen seien und dass er bis zu „10 bis 16 Stunden am Tag“ saudischen Asylsuchenden geholfen habe.

Während der Covid-19-Pandemie brach der Kontakt zu einem Journalisten ab, mit dem er zuvor gesprochen hatte. Anfang dieses Jahres nahm er jedoch erneut Kontakt auf und schickte eine Reihe feindseliger Nachrichten, die unbelegte Gerüchte und Behauptungen über seine Arbeit enthielten.

Warnzeichen im Online-Verhalten des Verdächtigen

Der Journalist brach den Kontakt ab und blockierte seine Benachrichtigungen auf X und WhatsApp. Trotzdem setzte Al Abdulmohsen seine bedrohlichen Kommentare auf X fort, einschließlich offener Drohungen gegen das deutsche Volk. Die Magdeburger Polizei und die Staatsanwaltschaft wollten sich nicht dazu äußern, ob psychiatrische Dienste oder andere relevante Behörden vor dem Vorfall über Al Abdulmohsen informiert waren, da die Ermittlungen noch andauern.

Al Abdulmohsen arbeitete seit März 2020 als Psychiater in einer Justizvollzugsanstalt für suchtkranke Straftäter in Bernburg, einer kleinen Stadt etwa 40 Kilometer südlich von Magdeburg. Seit Oktober 2024 war er jedoch wegen Krankheit und Urlaub nicht mehr im Dienst. Besonders verärgert schien er über die NGO Atheist Refugee Relief zu sein, die Frauen aus Saudi-Arabien und anderen repressiven Staaten unterstützte, während sie auf ihre Asylentscheidungen warteten.

Angriff mit den besorgniserregenden Beiträgen des Verdächtigen verknüpft

Al Abdulmohsens Angewohnheit, die Fälle einiger saudischer Flüchtlinge öffentlich zu machen, trotz der Risiken bei abgelehnten Asylanträgen, hat ebenfalls Kritik hervorgerufen. Am Samstag gab das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bekannt, dass es durch Social Media auf ihn aufmerksam geworden sei. In einer Erklärung auf X hieß es: „Dies wurde, wie alle anderen Hinweise, ernst genommen.“ Der Hinweisgeber sei, wie üblich, direkt an die zuständigen Behörden verwiesen worden. Die Warnungen gingen jedoch weit über Kommentare in sozialen Medien hinaus.