Eine kürzlich durchgeführte Umfrage des deutschen öffentlich-rechtlichen Senders ARD zeigt, dass 68 % der Deutschen militärische Unterstützung für Israel ablehnen, falls der Konflikt im Gazastreifen auf den Libanon oder den Iran übergreift. Dies markiert eine Wende in der öffentlichen Meinung und signalisiert wachsende Kritik an Israels Militäraktionen unter der Führung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Die Umfrage, die die öffentliche Stimmung mit einer ähnlichen Umfrage aus dem März verglich, unterstreicht eine Veränderung in der Haltung der deutschen Bevölkerung zum Israel-Palästina-Konflikt, besonders nach der Eskalation der Gewalt nach den Angriffen von Hamas am 7. Oktober.
Die Umfrage zeigt einen deutlichen Anstieg der Unzufriedenheit mit der militärischen Reaktion Israels auf die Hamas-Angriffe, wobei 57 % der Befragten nun glauben, dass Israels Handlungen zu weit gegangen seien, was einen Anstieg von 7 Prozentpunkten seit März darstellt. Im Gegensatz dazu ist der Anteil der Deutschen, die militärische Maßnahmen im Gazastreifen für gerechtfertigt halten, auf nur noch 21 % gesunken, was einen Rückgang von 7 Prozentpunkten bedeutet. Dieser Meinungswandel deutet auf wachsendes Besorgnis über die humanitären Auswirkungen der militärischen Aktionen Israels, insbesondere im Gazastreifen, hin.
Vielleicht am aufschlussreichsten ist die Stimmung bezüglich Israels Verantwortung für die Situation im Gazastreifen, wobei 61 % der Deutschen Israel die volle oder teilweise Verantwortung zuschreiben. Diese Ansicht steht im Einklang mit der wachsenden internationalen Kritik an den Handlungen Israels, wobei einige Israel vorwerfen, im laufenden Konflikt Kriegsverbrechen und Völkermord zu begehen. Diese Anschuldigungen haben zu Forderungen geführt, dass Israel seine Operationen in der südalbanischen Stadt Rafah einstellt, wo über eine Million Palästinenser Zuflucht gesucht hatten, bevor Israel im Mai in den Gazastreifen einmarschierte.
Der starke Widerstand gegen militärische Unterstützung für Israel spiegelt einen breiteren Trend in der europäischen Politik wider, bei dem Regierungen und Bevölkerungen zunehmend die Legitimität und Verhältnismäßigkeit von Israels militärischen Aktionen infrage stellen. Deutschlands historische Beziehungen zu Israel, geprägt von der Erinnerung an den Holocaust, haben lange Zeit die Außenpolitik des Landes beeinflusst. Deutschland war stets einer der bedeutendsten Verbündeten Israels und lieferte Waffen und militärische Hilfe. Allein im Jahr 2023 leistete Deutschland einen Beitrag von 326,5 Millionen Euro (353,7 Millionen US-Dollar) für militärische Ausrüstungen und Waffen an Israel. Diese Beziehung wird jedoch nun zunehmend von der deutschen Öffentlichkeit hinterfragt, da die Folgen des anhaltenden Konflikts immer deutlicher werden.
Während die deutsche Regierung traditionell starke Unterstützung für Israel aufrechterhielt, könnte diese neue Wendung in der öffentlichen Meinung weitreichende Auswirkungen auf zukünftige politische Entscheidungen haben. Die wachsende Antikriegsstimmung, insbesondere im Hinblick auf die zunehmenden zivilen Opfer im Gazastreifen, könnte die deutsche Regierung unter Druck setzen, ihre Haltung zur militärischen Hilfe für Israel zu überdenken. Die zunehmende Ernüchterung über die Handlungen der israelischen Regierung spiegelt ein breiteres globales Anliegen über die humanitäre Krise im Gazastreifen wider, wo seit dem Ausbruch der Gewalt im Oktober 2023 fast 39.700 Menschen getötet wurden.
Darüber hinaus hat Deutschlands Geschichte der Schuld bezüglich des Holocausts zu einer einzigartigen und komplexen Beziehung zu Israel geführt, die Deutschland häufig in die Position brachte, bedingungslose Unterstützung anzubieten. Doch während immer mehr Deutsche ihre Ablehnung gegen eine militärische Eskalation äußern und Besorgnis über die humanitären Kosten von Israels Handlungen zeigen, wird die langjährige Erzählung einer unerschütterlichen Unterstützung Israels zunehmend hinterfragt.
Die Umfrageergebnisse spiegeln nicht nur eine wachsende Unzufriedenheit mit der militärischen Reaktion Israels wider, sondern auch eine breitere Verschiebung in der Art und Weise, wie europäische Länder mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt umgehen. Während der internationale Druck auf Israel wächst, seine militärischen Operationen zu beenden und die humanitäre Krise im Gazastreifen zu adressieren, könnten europäische Regierungen gezwungen sein, ihre diplomatische und militärische Unterstützung für Israel neu zu bewerten.
Die Situation im Gazastreifen bleibt dramatisch, wobei die internationale Gemeinschaft gespalten ist, wie sie die Krise am besten angehen soll. Während der Konflikt weitergeht, wird Deutschlands Haltung zur militärischen Unterstützung für Israel voraussichtlich ein zentraler Punkt der Debatte bleiben, sowohl im Inland als auch international. Da die öffentliche Meinung zunehmend kritisch gegenüber Israels Handlungen wird, könnte die deutsche Regierung bald vor schwierigen Entscheidungen über ihre zukünftige Rolle im Konflikt stehen.